Vorwurf der Untreue:Anklage gegen Mobilcom-Gründer Schmid

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Die Staatsanwaltschaft in Kiel geht davon aus, dass der ehemalige Chef der Telefongesellschaft das Vermögen der Firma durch Aktienoptionsgeschäfte unrechtmäßig geschmälert hat.

Die Kieler Staatsanwälte werfen Schmid vor, in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender von mobilcom rund 70 Millionen Euro an die Firma Millenium seiner Ehefrau Sybille Schmid-Sindram gezahlt zu haben. Für die insgesamt 22 Zahlungen an das Unternehmen seiner Ehefrau habe keine vertragliche Grundlage bestanden, wirft die Anklage dem Mobilcom-Gründer vor. Die Zahlungen seien zudem nicht ausreichend durch das Vermögen der Mobilcom abgesichert gewesen.

Damit habe Schmid seine Sorgfaltspflicht als Vorstandsvorsitzender der Mobilcom AG verletzt, heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

Schaden von 16 Millionen Euro

Dem Konzernunternehmen Mobilcom Kommunikationstechnik GmbH sei ein Schaden von mindestens 16 Millionen Euro entstanden. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Kiel muss nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen Schmid entscheiden. Ein weiteres Verfahren gegen Sybille Schmid-Sindram wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue sei abgetrennt worden und kommt damit vorläufig nicht zur Verhandlung.

Die Zahlungen von Mobilcom an Millenium stehen im Zusammenhang mit einem umstrittenen Aktien-Optionsgeschäft, das im vergangenen Jahr zum Zerwürfnis zwischen Schmid und Großaktionär France Télécom und in der Folge fast zur Insolvenz der Mobilcom AG führte.

Schmid-Sindram hatte Mobilcom-Aktien für ein Händler-Motivationsprogramm bereitgestellt und dafür eine Optionsprämie erhalten. Der Anwalt Schmids, der Kieler Strafrechtler Professor Erich Samson, kündigte an, er werde vor dem Landgericht beantragen, die Anklage zurückzuweisen. Der Vorgang sei als eine komplizierte Frage der rechtlichen Bewertung von Aktien-Optionsgeschäften anzusehen.

Schmid hatte im vergangenen Jahr im Zuge der Mobilcom-Krise sowohl sein Amt als Vorstandsvorsitzender als auch das Verfügungsrecht über seine Aktien eingebüßt, die von einem Treuhänder verwaltet werden.

Wegen des Kursverfalls der mobilcom-Aktie musste er zudem ein privates Insolvenzverfahren anmelden. Nach Auskünften aus dem Kreis der Gläubiger hat Schmid rund 300 Millionen Euro Schulden. Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt bereits seit Beginn des Jahres gegen den Mobilcom-Gründer sowie seine Ehefrau und hat bereits Büro- und Privaträume durchsucht.

Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Kiel muss nun über die Eröffnung des Verfahrens entscheiden.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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