Vorstandswechsel bei BMW:"24 Jahre Spaß gehabt"

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Der letzte Auftritt von Helmut Panke als BMW-Chef hat keinen Rückschluss darüber zugelassen, ob er im Groll geht. Der Zahlenmensch kaschierte seine Gefühle lieber mit einem Rekordgewinn.

Bei seinem letzten großen Auftritt als BMW-Chef hat Zahlenmensch Helmut Panke nur äußerst ungern über seine Gefühle sprechen wollen. "Ich habe hier mehr als 24 Jahre Spaß und Freude an der Aufgabe gehabt", blickte der 59-Jährige am Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in München auf seine Zeit bei BMW zurück.

BMW-Chef Helmut Panke muss seinen Chefsessel räumen. (Foto: Foto: ddp)

Ob er im Groll geht? Diese Frage ließ der scheidende Vorstandsvorsitzende unbeantwortet. Viel wichtiger sei doch der Blick auf die Zahlen, die im ersten Halbjahr mit einem Rekordgewinn vor Steuern von 2,5 Milliarden Euro für den BMW-Konzern gut ausgefallen sind.

Altersgrenze liegt bei 60 Jahren

Panke übergibt zum 1. September - einen Tag nach seinem 60. Geburtstag - den Vorstandsvorsitz an Produktionsvorstand Norbert Reithofer. Eigentlich wäre Pankes Vertrag noch bis zur Hauptversammlung im Frühjahr 2007 gelaufen. Zudem hatte er angedeutet, dass er gerne verlängern würde.

Der Aufsichtsrat pochte aber auf eine interne Altersgrenze von 60 Jahren und zog den Wechsel an der Spitze stattdessen vor. Es sei nicht die Zeit, über die "Gefühle und Stimmungen einzelner" zu sprechen, sagte Panke nun. "Die ganze Mannschaft, alle 106.000 Mitarbeiter bei BMW sind gut unterwegs."

Die Zahlen können sich denn auch sehen lassen. Im ersten Halbjahr legte der Absatz um acht Prozent zu, der Umsatz um zehn Prozent und der Vorsteuergewinn um fast die Hälfte. Das zweite Halbjahr wird zwar zyklusbedingt etwas schwieriger. Dennoch sprach Aufsichtsrat Werner Neugebauer für viele, als er sagte: "Panke hat einen guten Job gemacht." Was er nun vor hat, ließ der scheidende Vorstandschef am Mittwoch offen. Seine Mandate in den Verwaltungsräten von Microsoft und UBS wird er jedenfalls erst einmal weiter ausüben.

Der richtige Chef für Expansionsphase

Nach Einschätzung von Christoph Stürmer, Autoexperte beim Prognoseinstitut Global Insight, war Panke der richtige Chef für die Expansionsphase bei BMW in den vergangenen Jahren. Die Pläne für die massive Ausweitung des Absatzvolumens hätten bei seinem Amtsantritt 2002 zwar schon in den Schubladen gelegen. "Man brauchte aber jemanden, der diese Hyperexpansionsphase straff managt." 2001 erreichte der Auto-Absatz in der Gruppe fast 940.000, im vergangenen Jahr lag er bereits bei 1,33 Millionen.

Das Premium-Profil sei trotz der Modelloffensive weiter geschärft worden, da Panke mit seiner Disziplin und Präzision genau die richtigen Konzepte eingeführt habe, meint Stürmer. Auch Panke, promovierter Physiker und früher einmal bei der Unternehmensberatung McKinsey, sagte einmal über sich: "Ich bin ein durch und durch analytisch geprägter Mensch." Einen Strategiewechsel soll es bei BMW mit dem Wechsel zu Reithofer zwar nicht geben. Dennoch sind nach Einschätzung Stürmers nun auch andere Führungsqualitäten gefragt.

Phase des organischen Wachstums

"Die große Expansionsphase ist wohl vorbei." BMW habe erfolgreich Lücken in der Produktpalette geschlossen und Nischen besetzt, in denen andere Anbieter bereits zuvor erfolgreich waren. Nun komme man in eine Phase des organischen Wachstums, in der "rigide Strukturen wieder aufgebrochen werden müssen".

Der neue Chef sollte mehr Freiräume und Kreativität - und damit auch internen Wettbewerb - zulassen. "Dafür ist Reithofer der richtige Mann." Schließlich sei das Produktionssystem bei BMW vor allem wegen seiner Flexibilität so erfolgreich. Allerdings habe sich Reithofer mit der Ankündigung, die Profitabilität weiter zu verbessern, selbst unter Druck gesetzt. "Beim Gewinn hat Panke sicherlich eine hohe Messlatte gelegt."

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