Vorsorge:100 Euro pro Kind

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Jetzt gibt es einen weiteren Vorschlag für einen Altersvorsorgefonds: das Starterkit. Der Staat soll für Kinder bis zum 18. Lebensjahr jeden Monat Geld einzahlen. Aber ist das eine gute Idee? Und was kostet das? Was Experten sagen.

Von Alexander Hagelüken und Thomas Öchsner , München

Einst gab es das "Starterkit" bei der Einführung des Euro, 20 Münzen im Wert von gut zehn Euro, um die Bürger mit der neuen Währung vertraut zu machen. Jetzt soll es auch ein "Starterkit" für die Rente geben. Das schlägt die CSU in einem Papier vor, das die Bundestagsabgeordneten der Partei auf ihrer Klausur im oberbayerischen Kloster Seeon beraten. Vorgesehen ist darin, die drei bestehenden Säulen der Altersvorsorge (gesetzliche Rente, private und betriebliche Vorsorge) um eine vierte Säule zu ergänzen. "Dafür soll der Staat ab Geburt bis zum 18. Lebensjahr für jedes Kind einen Betrag von 100 Euro pro Monat in einen Generationen-Pensionsfonds einzahlen, der das Geld renditeorientiert anlegt", heißt es in dem Papier. Das an den Kapitalmärkten angelegte Geld solle dann "mit dem Eintritt in das Rentenalter" zusätzlich zu bestehenden Rentenansprüchen ausgezahlt werden, um Altersarmut zu vermeiden.

"Heute schieben viele Menschen die Entscheidung über ihre private Absicherung im Alter zu lange heraus. Das wollen wir mit unseren Starterkit für die Altersvorsorge ändern", begründet der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke den Vorstoß. Stracke ist Mitglied der Rentenkommission, die ein Reformkonzept für die Bundesregierung erarbeiten soll. Das Starterkit reiche allein aber nicht, um die Altersvorsorge außerhalb der gesetzlichen Rente auszubauen, sagte Stracke. Für diejenigen, die heute bereits erwerbstätig sind und in den nächsten Jahrzehnten in Rente gehen, sei "ebenfalls ein zusätzliches finanzielles Angebot für den Ausbau ihrer privaten Altersvorsorge erforderlich".

In dem CSU-Papier steht allerdings nichts über die Milliarden-Kosten für das Starterkit, die die Steuerzahler übernehmen sollen. Rentenexperte Gert Wagner, Vorsitzender des Sozialbeirats der Bundesregierung, sagt: Es müsse einem klar sein, dass das Starterkit "spät wirkt: Der erste Bürger kommt in 65 Jahren in den Genuss einer zusätzlichen Auszahlung." Außerdem seien die Beträge für den Einzelnen nicht sehr hoch, "die staatlichen Kosten mit rund 15 Milliarden Euro allerdings schon". Wagner hält es aber für positiv, dass durch so ein Modell junge Menschen angehalten werden, sich früh mit Geldanlage und Altersvorsorge zu beschäftigen. "Daran hapert es bisher sehr. Um diesen Lerneffekt zu erzielen, müsste man auch nicht 100 Euro pro Monat anlegen", sagt er. Außerdem bezweifelt Wagner, ob es klug ist, nur für das Alter anzusparen: "Was ist mit Leuten, die wegen Erwerbsminderung früher in Rente gehen müssen?"

Das Konzept der CSU erinnert an einen Vorschlag des Ifo-Instituts, das im April 2019 ein Konzept für einen "Deutschen Bürgerfonds" vorlegte. Auch hier soll der Staat, der sich dafür zusätzlich verschulden darf, in einen Fonds einzahlen, dessen Vermögen in Aktien, Immobilien und Anleihen angelegt wird. Die Überschüsse werden nach Abzug der Schulden verwendet, um jüngeren Jahrgängen im Ruhestand eine Zusatzrente auszuzahlen. Der Bunderverband der Verbraucherzentralen hatte bereits einen staatlich gelenkten Vorsorgefonds vorgeschlagen. Das schwarz-grün regierte Hessen wirbt für ein staatlich organisiertes Standardprodukt, die Deutschland-Rente.

© SZ vom 08.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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