Vor der geplanten Übernahme durch Unicredit:HypoVereinsbank kämpft um ihre Kunden

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Das Kreditinstitut will einen Exodus seiner Kunden im Zuge einer Übernahme durch die italienische Unicredit verhindern. Daher geht sie gegen aggressive Werbung der Konkurrenz vor.

Von Caspar Busse und Martin Reim

"Die HVB bleibt eine deutsche Bank", betonte Bankchef Dieter Rampl in München. Für die Kunden vor Ort werde sich durch die Übernahme durch Unicredit nichts ändern. Aber man müsse der Klientel klar machen, das sie künftig mit ihren Bankberatern nicht italienisch sprechen müssten.

Die HVB ist insbesondere in Bayern flächendeckend vertreten und kommt dort auf einen Marktanteil von bis 15 Prozent. Im übrigen Bundesgebiet liegt der Anteil unter fünf Prozent.

Licci bleibt Sparten-Chefin

Das Deutschland-Geschäft war mit Verlusten lange das große Sorgenkind im Konzern. Anfang des Jahres hatte Christine Licci die Verantwortung für das Privatkundengeschäft übernommen.

Die Südtirolerin, die zuvor Chefin der Citibank Privatkunden AG war, werde auch nach der Übernahme durch Unicredit ihren Posten behalten, betonte Rampl. Licci rückt damit in die dritte Führungsebene ein und wird künftig an Roberto Nicastro, Mitglied des Holding-Vorstandes in Mailand, berichten, der wiederum Konzernchef Alessandro Profumo untersteht.

Ob Licci auch formal die Chefin der weiter bestehenden deutschen HVB AG wird, ist noch offen. Rampl hatte bereits angekündigt, diese Position aufzugeben.

Wettbewerber der HVB haben zuletzt mit teilweise aggressiven Werbekampagnen versucht, die Unsicherheit der Kunden nach der Ankündigung der Übernahme zu nutzen. So bildete die Sparkasse Ingolstadt ein großes Italienisch-Wörterbuch ab und textete: "Wenn der Bankberater ab sofort nur noch italienisch spricht ..."

Die Sparda-Bank in München warnte unter der Überschrift "Attenzione" vor möglicherweise steigenden Bankgebühren. Die Rechtsabteilung der HVB verschickte daraufhin Abmahnungen, die die Sparkasse Ingolstadt nach eigenen Angaben akzeptieren will. Die Motive werden nun nicht weiter gedruckt. Die Sparda-Bank in München sagte auf Anfrage, sie habe bislang kein Schreiben erhalten.

Stärkung des mobilen Vertriebes

Die HVB ließ unterdessen erkennen, dass sie sich nach einer Übernahme möglicherweise aggressiver als bislang um Kunden in Deutschland bemühen wird. So kündigte Rampl an, der Konzern wolle neue Filialen in Gebieten eröffnen, wo man bisher nicht stark ist.

Gleichzeitig soll auch der mobile Vertrieb ausgebaut werden. Ein Konzernsprecher sagte, bislang hätten der HVB erst wenige Kunden den Rücken gekehrt. Von Konkurrenten ist zu hören, in den vergangenen Wochen sei ein verstärktes Wechsel-Interesse von HVB-Kunden festzustellen. Quantifizieren will das jedoch keiner.

Grundsätzlich sehen Sparkassen und Genossenschaftsbanken als Marktführer im Freistaat in einer Übernahme der HVB eine Chance für sich. "Wenn es bei Kunden Verunsicherung gibt, können wir Sicherheit bieten", sagt etwa ein Sprecher des Genossenschaftsverbandes Bayern, dem regionalen Dach der Volks- und Raiffeisenbanken.

Die inkriminierte Werbung lehne der Verband als "zu aggressiv" ab. Damit stellte sich der Sprecher in gewissen Gegensatz zur Sparda-Bank München, die Gastmitglied des Verbandes ist.

© SZ vom 13.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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