Volkswagen:Stille Post von Pischetsrieder

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Der VW-Chef legt zum Jahresbeginn gute Zahlen vor - und gibt Piëch leise Antwort.

Mit überraschend starken VW-Verkaufszahlen zum Jahresauftakt hat Konzernchef Bernd Pischetsrieder seine Position im Machtkampf in der Führungsetage gestärkt.

In den ersten beiden Monaten lieferte VW 790.000 Autos und damit 15 Prozent mehr aus als im Vorjahreszeitraum. Damit wuchs der Konzern doppelt so schnell wie der Weltmarkt, wie Pischetsrieder am Dienstag in Wolfsburg bei der Bilanzvorstellung mitteilte.

Der Manager zeigte sich angesichts der guten Zahlen kampfbereit: "Ich möchte unseren Konzern gemeinsam mit unseren Kollegen zum Erfolg führen", sagte Pischetsrieder.

"Nicht in der Öffentlichkeit"

Der Konzernchef machte erste Angaben zur geplanten Restrukturierung bei der Kernmarke VW. Demnach wird die Produktion von Motoren und Getrieben als Kernkompetenz angesehen. Das gilt als Bestandszusage für die Werke Salzgitter (Motoren) und Kassel (Getriebe).

Über das Komponentenwerk Braunschweig sagte Pischetsrieder nichts. Von der Sanierung könnten bis zu 20.000 Arbeitsplätze bei der Marke VW in Deutschland betroffen sein.

Pischetsrieder machte klar, dass die Marke VW und vor allem die Traditionswerke in Niedersachsen und Kassel nicht langfristig auf Quersubventionierung der gewinnträchtigen Marken wie Audi hoffen können. "Nachhaltigkeit heißt, dass wir auch in schlechten Zeiten unsere Investitionen finanzieren können, in allen Teilen des Konzerns. Damit vertragen sich Quersubventionen nicht", sagte er.

Die Marke VW hatte 2005 nur knapp den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Einige westdeutschen Werke arbeiten mit Verlusten.

Zu der von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch losgetretenen Diskussion um seine berufliche Zukunft äußerte Pischetsrieder sich nur verklausuliert: "Wir sind uns alle einig, dass wir uns aus innerer Überzeugung nicht auseinander dividieren lassen", sagte er über die Haltung im Konzernvorstand, zu dem auch Audi-Chef Martin Winterkorn gehört, der in Berichten als möglicher Nachfolger Pischetsrieders gehandelt wird.

Zu seinem 2007 auslaufenden Vertrag sagte Pischetsrieder, die Diskussion gehöre "nicht in die Öffentlichkeit, sondern in den Aufsichtsrat".

Er schickte ein freundliches Signal in Richtung der Arbeitnehmer, deren Zustimmung zu einer Vertragsverlängerung als offen gilt: "Man kann ein Unternehmen nur mit den Mitarbeitern und nicht gegen die Mitarbeiter führen", sagte er. Pischetsrieder steht unter Druck, nachdem sein Amtsvorgänger - der jetzige Aufsichtsratschef Piëch - öffentlich über die Zukunft des VW-Bosses spekuliert hatte.

Nur leichtes Wachstum erwartet

Laut Pischetsrieder sollen in diesem Jahr Auslieferungen und Umsatz leicht steigen. 2005 hatte Volkswagen mit 5,24 Millionen Autos einen Auslieferungsrekord erreicht.

"Der Blick in die nahe Zukunft lässt kein dynamisches Wachstum oder wesentliche Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen prognostizieren", sagte der Konzernchef. Der Weltmarkt werde um 1,2 Prozent auf 53,6 Millionen Fahrzeuge wachsen. Die starken Zuwächse von VW seit Jahresbeginns würden sich nicht in dem Maß fortsetzen.

Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen stieg 2005 um 54 Prozent auf 3,14 Milliarden Euro, der Reingewinn um 61 Prozent auf 1,12 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte 2005 um über 7 Prozent auf 95,3 Milliarden Euro. Das Sparprogramm ForMotion brachte 3,5 Milliarden Euro ein. Der größte Teil des Gewinns kam von den Töchtern Audi und Financial Services.

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