Volkswagen:Generation Intrige

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Der Wolfsburger Autokonzern kommt nicht zur Ruhe: Offenbar wollen einflussreiche Aufsichtsräte gegen den Willen der Großaktionäre Niedersachsen und Porsche einen neuen Konzernchef installieren. Namhafte Manager haben aber bereits abgewunken.

Der frühere Opel-Vorsitzende und derzeitige Europachef von General Motors, Carl-Peter Forster, ist dem Spiegel zufolge als möglicher neuer Vorstandsvorsitzender von VW im Gespräch. Einflussreiche VW-Aufsichtsräte hielten Forster für eine mögliche Alternative zu dem unter Beschuss geratenen Konzernchef Bernd Pischetsrieder. Der VW-Konzern wollte sich zu den Personaldiskussionen nicht äußern.

Pischetsrieders Vertrag soll dem Bericht zufolge nach Willen des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) und von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, die die beiden größten VW-Aktionäre vertreten, auf einer Aufsichtsratssitzung am 19. April um fünf Jahre verlängert werden. IG-Metall-Chef Jürgen Peters und die übrigen Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat wollten dies aber verhindern. Zuerst müsse Pischetsrieder seinen Sanierungsplan präsentieren, dann könne man über die Zukunft des Chefs entscheiden. "Wir kaufen doch nicht die Katze im Sack", zitiert das Magazin einen Aufsichtsrat.

Milliardenschweres Sparprogramm

Pischetsrieder hat dem Konzern ein drastisches Sparprogramm verordnet. Er will bis 2008 die Kosten konzernweit um 10 Milliarden Euro senken und den Gewinn vor Steuern auf 5,1 Milliarden Euro steigern. Die Sanierung könnte bis zu 20.000 Mitarbeiter betreffen, hatte Pischetsrieder angekündigt.

Der VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch halte Pischetsrieder für den falschen Mann an der Konzernspitze und sei für eine Vertagung der Personalentscheidung, meldete der Spiegel weiter. Piëch habe bereits Audi-Chef Martin Winterkorn als Nachfolger vorgeschlagen, sei damit jedoch an Wulff und Wiedeking gescheitert. Auch der ehemalige BMW- und Ford-Manager Wolfgang Reitzle habe abgesagt. Der Chef des Technologiekonzerns Linde wolle die geplante Übernahme von BOC vollenden.

Auch die Welt am Sonntag und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) berichteten über wachsenden Widerstand gegen Pischetsrieder. Der FAS zufolge wollen die Arbeitnehmervertreter im VW-Aufsichtsrat die Entscheidung über eine Vertragsverlängerung von Pischetsrieder bis zum Sommer hinauszögern.

Dessen Vertrag laufe schließlich noch bis zum Frühjahr 2007, werde im Gewerkschaftslager argumentiert. Die Welt am Sonntag berichtete unter Berufung auf einen VW-Aufsichtsrat von Überlegeungen, die Personalie erst auf einer Aufsichtsratssitzungen am 2. Mai zu entscheiden. Am 3. Mai findet die diesjährige Hauptversammlung von VW statt.

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