Volkswagen:Der ewige Piëch

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Ferdinand Piëch kämpft auf seinem Posten als VW-Aufsichtsratschef schon lange mit Glaubwürdigkeitsproblemen. Nun deutet er an, noch lange nicht abtreten zu wollen.

In den vergangenen Monaten war bereits heftig darüber spekuliert worden, ob Piëch wohl ohne Widerstand sein Amt aufgeben würde.

Finsterer Blick: Ferdinand Piëch im Kreise der VW-Topmanager. (Foto: Foto: AP)

Am Rande einer Präsentation auf der Detroit-Motor-Show äußerte er sich nun erstmals selbst zu der Angelegenheit: "Warum nicht?", sagte er der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires auf die Frage, ob er im Aufsichtsrat bleiben wolle.

Unterstützt sieht sich Piëch mit seinen Ambitionen bei den Arbeitnehmern. Betriebsratschef Bernd Osterloh sprach sich für einen Verbleib des umstrittenen Aufsichtsratschefs an der Spitze des Kontrollgremiums. Piëch sei ein "ausgewiesener Autofachmann", sagte Osterloh am Sonntag ebenfalls in Detroit.

Amtszeit endet im April

Er würde es begrüßen, falls Piëch, dessen Amtszeit mit der Hauptversammlung im April endet, im VW-Kontrollgremium bleibe.

Falls sich die Kapitalseite darauf einige, dass Piëch weiterhin Aufsichtsratschef bleiben soll, werde die Arbeitnehmerseite "zu 100 Prozent zustimmen".

VW-Aufsichtsratsmitglied Osterloh stellte sich damit vor allem gegen Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff. Der CDU-Politiker, der dem Kontrollgremium ebenfalls angehört, hatte wiederholt gefordert, dass sich Piëch 2007 aus dem VW-Aufsichtsrat zurückziehen solle.

Doppelfunktion

Wulff ist vor allem die Doppelfunktion von Piëch, der zugleich Miteigentümer von VW-Großaktionär Porsche ist, ein Dorn im Auge. Wulff sieht darin eine Verletzung der Grundsätze der guten Unternehmensführung. Das Land Niedersachsen ist nach Porsche zweitgrößter VW-Aktionär.

Osterloh äußerte sich wenige Tage vor mit Spannung erwarteten Sitzungen des VW-Führungszirkels. Am Mittwoch will der neue VW-Konzernchef Martin Winterkorn im Aufsichtsratspräsidium einen möglichen Umbau der Konzernstruktur vorstellen, bevor am Donnerstag der Aufsichtsrat tagt.

Piëch selbst hat sich bis dato nicht öffentlich erklärt, ob er dem VW-Aufsichtsrat weiterhin angehören will. Es gilt aber in der Branche als sicher, dass er zumindest ordentliches Aufsichtsratsmitglied bleiben will.

Das Verhältnis zwischen Wulff und Piëch gilt als angespannt. Piëch soll maßgeblich die vorzeitige Ablösung von Bernd Pischetsrieder als Konzernchef betrieben haben. Wulff wollte ursprünglich an Pischetsrieder festhalten. Die Kritiker von Pischetsrieder hatten diesem unter anderem Entscheidungsschwäche vorgeworfen.

"Neutraler Manager"

Vor einem Jahr hatten sich Wulff und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking als Vertreter der VW-Großaktionäre darauf geeinigt, dass im Frühjahr 2007 ein "neutraler Manager" und kein Vertreter von Porsche Nachfolger Piëchs als VW-Aufsichtsratschef werden soll.

Wulff hatte zudem gesagt, er gehe davon aus, dass Piëch 2007 komplett aus dem VW-Aufsichtsrat abtrete.

Wiedeking hatte aber im Dezember mehr Einfluss für Porsche bei VW gefordert. Bei der Neubesetzung des Gremiums müsse Porsche als Großaktionär "mindestens drei" statt bisher zwei Sitze in dem Gremium besetzen.

Ob Piëch als Porsche-Vertreter gelten müsse, sei eine "Interpretationsfrage". Wulff sieht dies so.

Porsche ist größter VW-Aktionär

Neben Wiedeking ist bisher Porsche-Finanzchef Holger Härter Mitglied des VW-Aufsichtsrats. Porsche ist mit 27,4 Prozent der Stimmrechte größter VW-Aktionär und hat im November angekündigt, den Anteil auf 29,9 Prozent weiter aufzustocken.

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