Volkswagen:Bitterer Gewinneinbruch

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Der Autohersteller leidet weiter schwer unter flauem Absatz und schwachem Dollar. Der Gewinn vor Steuern ging um über 50 % zurück. Während die Lage in Südamerika finster ist, geht es in China weiter bergauf.

Volkswagen hat angesichts weltweit schlechter Geschäfte zum zweiten Mal im laufenden Jahr die Gewinnprognose gesenkt: Über das ganze Jahr gesehen werde "das operative Ergebnis des Jahres 2003 die Hälfte des Vorjahreswertes voraussichtlich nicht ganz erreichen", teilte der Vorstand in Wolfsburg mit.

Der Golf V erfreut sich bei Quellekunden großer Beliebtheit. (Foto: Foto:)

Herber Einbruch

Das operative Ergebnis des Volkswagenkonzerns ist in den ersten neun Monaten des Jahres wie erwartet um über 53 Prozent auf nur noch 1,73 Milliarden Euro eingebrochen. Bisher hatte der Konzern ein Ergebnis "deutlich unter dem des Jahres 2002" erwartet.

Schon vor drei Monaten hatte Konzernchef Bernd Pischetsrieder seine zu optimistische Prognose ein erstes Mal nach unten korrigiert. Der Kurs der VW-Aktie sank gegen Mittag in einem unveränderten Markt um rund 3 Prozent.

Sinkender Absatz, steigende Investitionen

Der Autoabsatz der Konzerns sank von Januar bis September um 0,7 Prozent auf 3,7 Millionen Stück. Der Konzernumsatz reduzierte sich bis September nur um 1,8 Prozent auf 64,1 Milliarden Euro.

Der Gewinn vor Steuern ging um 53,7 Prozent auf 1,38 Milliarden Euro zurück. Der Reingewinn fiel um fast 56 Prozent auf 813 Millionen Euro. Die Investitionen stiegen um drei Prozent auf 6,3 Milliarden Euro.

Als Gründe für den Gewinneinbruch nannte VW den schwachen Dollarkurs, der den Gewinn in den USA von rund 1,2 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf nur noch 9 Millionen Euro auffraß.

Außerdem wurden die schwachen Verkäufe in wichtigen Märkten, die Kosten für Produktionsanläufe neuer Modelle und 120 Millionen Euro Rückstellungen für den Personalabbau in Brasilien als Gründe für den Einbruch genannt.

Volkswagen wies aber darauf hin, dass zum Ende des dritten Quartals die Zulassungszahlen leicht angestiegen seien. Der große Verlierer innerhalb des Volkswagen-Konzerns ist die Markengruppe VW (VW, Skoda, Bentley). Hier sank das operative Ergebnis um 1,7 Milliarden Euro auf 388 Millionen Euro. VW hat im laufenden Jahr die 5. Generation des Golf eingeführt, was sehr teuer ist.

Audi-Gruppe steht besser da

Die Audi-Gruppe (Audi, Seat, Lamborghini) hat dagegen nur rund 50 Millionen Euro verloren und stand mit einem Ergebnis von 814 Millionen Euro doppelt so gut da wie VW. Die Nutzfahrzeuge haben als einziger Bereich Verluste geschrieben, Grund war der Modellwechsel beim Transporter.

Mit Finanzdienstleistungen und der Vermietung Europcar hat der Konzern 140 Millionen Euro mehr verdient. Weltweit hat die Krise VW unterschiedlich stark getroffen: In Deutschland wurden sogar mehr Fahrzeuge ausgeliefert.

In ganz Europa mit Nebenmärkten sank der Absatz aber um 3,5 Prozent. In den USA musste der Autobauer ein Minus von 6,3 Prozent wegstecken, was in etwa dem Rückgang des Gesamtmarktes entspreche. In Mexiko wurde dagegen mehr verkauft.

China ist weiter das Zugpferd

Besonders finster war die Lage in Südamerika, wo 16 Prozent unter Vorjahr abgesetzt wurden. Dagegen ist China weiter das Zugpferd für VW: Die Produktion dort wurde um fast 200.000 Stück auf 534.000 Stück ausgedehnt. Trotzdem sank der Marktanteil auf rund 31 Prozent.

Für die Zukunft ist VW optimistischer gestimmt: der Verkaufsstart des Golf V sowie steigende Absatzzahlen der neuen Modelle Touareg, Touran, Audi A3, Audi A8 und der neuen Transporter-Generation sollen für die letzten drei Monate des Jahres 2003 eine Stabilisierung der Ergebnisse bringen.

Außerdem berichtet der Konzern über einen Trend zu teurer ausgestatteten Autos. Sparen will VW bei den Produktkosten den Investitionen.

Quelle hat Lieferengpass bei neuem Golf

Das Versandhaus Quelle hat Schwierigkeiten bei der Auslieferung von bestellten Autos des neuen VW Golf V.

Seit der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main seien überraschend viele Bestellungen eingegangen. Diese könnten nicht alle sofort bedient werden, sagte Quelle-Sprecher Erich Jeske.

"Wir haben seit der IAA 100 Bestellungen erhalten. Das sind deutlich mehr, als wir erwartet haben", sagte Jeske. Seit einer Woche gebe es daher Lieferschwierigkeiten.

Wer sich das neue Golf-Modellm bestellt habe, müsste derzeit mehrere Wochen Wartezeit in Kauf nehmen. Die Kunden hätten aber die Möglichkeit, auf Fahrzeuge aus der Europäischen Union auszuweichen.

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