Volkswagen:20.000 Arbeitsplätze in Gefahr

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VW hat ein tief greifendes Restrukturierungsprogramm angekündigt. Bis zu 20.000 Mitarbeiter könnten davon betroffen sein. Grund ist das Ertragslage bei der Hauptmarke Volkswagen, die das Unternehmen "völlig unbefriedigend" nennt.

Der größte europäische Autobauer kündigte am Freitag in Wolfsburg ein tiefgreifendes Restrukturierungsprogramm an. Davon könnten "in den nächsten drei Jahren bis zu 20.000 Mitarbeiter im direkten und indirekten Bereich der Marke Volkswagen Pkw betroffen sein", hieß es weiter.

Grund sei das "völlig unbefriedigende Ergebnis" der Kernmarke VW im vergangenen Jahr, das nur knapp oberhalb der Verlustzone lag. VW-Chef Bernd Pischetsrieder erklärte, die Arbeitsplätze sollten erhalten bleiben. Dies sei aber nur unter neuen Bedingungen möglich.

Pischetsrieder kündigte "schnelles und konsequentes Handeln" an. Wie genau die angestrebten Ergebnisverbesserungen erzielt werden sollen, sagte er nicht. Dies sei Gegenstand von Verhandlungen und noch nicht festgelegt.

Schwerpunkte

Pischetsrieder nannte allerdings Schwerpunkte des geplanten Programms: Demnach sollen Produktionskapazitäten gesenkt, die Produktivität vor allem in den Fahrzeugmontagewerken erhöht und die Arbeitskosten reduziert werden. Zudem stehe ein eine "Neuordnung der Komponentenfertigung" an.

Presseberichten zufolge erwägt VW den Verkauf mehrerer Komponentenwerke. Volkswagen wollte sich auf Anfrage nicht zu den Einzelheiten äußern.

Ausdrücklich bekannte sich Pischetsrieder zum Tarifvertrag vom November 2004. Demnach sind die gut 100.000 Arbeitsplätze in den westdeutschen VW-Werken bis zum 31. Dezember 2011 garantiert. Die Stellen zu erhalten und die Wettbewerbsfähigeit des Unternehmens zu sichern, sei unter den "derzeitigen Rahmenbedingungen" aber nicht möglich, erklärte der VW-Chef weiter.

Deswegen müssten nun zügig Verhandlungen mit Betriebsrat und IG Metall geführt werden. In Presseberichten war in den vergangenen Monaten von bis zu 30.000 gefährdeten Stellen bei VW die Rede, die der Konzern zwar nicht über Kündigungen, wohl aber über Altersteilzeit oder Aufhebungsverträge streichen wolle.

Pischetsrieder selbst hatte im September den Abbau tausender Stellen angekündigt.

"Nur knapp über der Nulllinie"

Mit Hilfe der Umbaumaßnahmen solle das "völlig unbefriedigende Ergebnisniveau der Marke" angehoben werden, hieß es weiter. Die Marke Volkswagen sei trotz des harten Sparkurses wegen des harten Wettbewerbs "nur knapp über der Nulllinie" geblieben. "Insbesondere ist die Exportfähigkeit der deutschen VW-Werke nicht gewährleistet", erklärte Pischetsrieder.

Insgesamt konnte der Konzern dank seines strikten Sparkurses den Gewinn bei leicht angezogenem Umsatz um knapp 61 Prozent auf 1,12 Milliarden Euro steigern. Vor allem die Marke Audi legte deutlich zu. Nun will VW die Dividende für die Aktionäre leicht anheben.

Die Anleger honorierten das geplante Sparprogramm: Die VW-Aktie stieg am Nachmittag auf 54,27 Euro und setzte sich mit einem Plus von über sieben Prozent an die Spitze des Deutschen Aktienindex Dax.

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