Vitesco:Gang an die Börse

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Ein Bauteil für Elektro- und Hybridautos. Vitesco will in dem Bereich wachsen, noch verdient man aber mehr mit Verbrennern. (Foto: Bloomberg)

Der Antriebshersteller Vitesco hängt noch stark am Verbrennungsmotor, will das aber zügig ändern.

Der Autozulieferer Vitesco will von 2024 an mit Bauteilen für Elektroautos Geld verdienen. Der Bereich wachse schnell und erfordere hohe Investitionen, sagte Vitesco-Chef Andreas Wolf. "Dass wir bis jetzt nichts damit verdienen, ist diesen Investitionen geschuldet."

Mittelfristig strebe das Unternehmen eine Rendite von sieben bis neun Prozent an. Noch erwirtschaftet die Firma 90 Prozent ihrer Erlöse mit Antriebsteilen für Verbrennerautos. Ziel sei es, bis 2030 drei Viertel des Umsatzes mit Bauteilen für Elektroautos zu machen. Im ersten Halbjahr erwirtschaftete Vitesco einen Umsatz von rund 4,4 Milliarden Euro, 29 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Der bereinigte Betriebsgewinn lag bei 84,2 Millionen Euro, das entspricht einer Marge von 1,9 Prozent.

Die ehemalige Continental-Antriebssparte geht am 16. September im Rahmen eines Spin-Offs an die Börse. Die Continental-Aktionäre erhalten dabei für jeweils fünf Conti-Papiere eine Vitesco-Aktie in ihr Depot gebucht. Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens soll der österreichische Investor Siegfried Wolf werden. "Wir haben ein breites Portfolio, uns fehlt nichts", sagte Vitesco-Chef Wolf. Man könne ohne Zukäufe wachsen. "Das heißt aber nicht, dass man nicht schaut, ob man technologisch hier oder dort Akzente setzen kann." Langfristig schloss Wolf zudem einen Ausbau des Geschäfts in andere Sparten nicht aus. Konkrete Pläne dazu gebe es aber nicht. Finanzchef Werner Volz sprach von einem hohen dreistelligen Millionenbetrag oder niedrigem Milliardenbetrag, der für Zukäufe grundsätzlich zur Verfügung stehe.

Während der Bereich mit Teilen für Elektroautos zulegt, steht Vitesco gleichzeitig vor der Aufgabe, die traditionellen Bereiche langsam abzuwickeln. Wolf sagte, sein Unternehmen habe mit den Kunden bereits jetzt vereinbart, wie lange die entsprechenden Bauteile - etwa Pumpen - geliefert würden. Überlegungen, Geschäftsbereiche für Verbrennertechnologie zu verkaufen, erteilte er eine Absage. "Sollte es Überlegungen geben, dass man das eine oder andere sinnigerweise zusammenpacken kann, werden wir das immer prüfen", sagte er.

"Ich kann mir aber schwer vorstellen, dass das möglich ist." Der Markt entwickle sich sehr schnell nach unten, da sei es schwierig, ein funktionierendes Geschäftsmodell zu entwickeln. Entspannung in der Halbleiterkrise erwartet der Vitesco-Chef ab Ende des Jahres, sofern keine neuerlichen Schwierigkeiten wie Naturkatastrophen oder Corona-Restriktionen dazukommen. Die Verhandlungen über den Bedarf für kommendes Jahr liefen, dann werde auch klar, wie die Verknappung überwunden werden könne. "Wenn das alles so klappt, wird sich die Situation irgendwann im Laufe des Jahres 2022 deutlich entspannen."

© SZ vom 09.09.2021 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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