Villeroy & Boch:Griff nach großem Konkurrenten

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Das börsennotierte Familienunternehmen Villeroy & Boch stellt unter anderem Badewannen her. (Foto: Andrea Warnecke/dpa)

Das Unternehmen prüft Übernahme von Ideal Stan­dard - der Kurs bricht ein.

Von Elisabeth Dostert, München

An der Börse kam die Nachricht am Donnerstag nicht gut an, der Aktienkurs des Geschirrherstellers und Badausstatters Villeroy & Boch aus Mettlach brach ein. Am Mittag hatte der Konzern mitgeteilt, er prüfe eine Übernahme der belgischen Ideal Standard Gruppe und bestätigte damit einen Bericht des Manager Magazins. Ausgemacht ist die Sache noch nicht. Die Evaluierung befinde sich in noch in einer "frühen Phase". Die Gesellschafterorgane, also Aufsichtsrat und Vorstand, heißt es in der eilig versandten Pflichtveröffentlichung weiter, hätten weder "verbindliche Entscheidungen über das Ob noch über etwaige wirtschaftliche Parameter eines Erwerbs getroffen." Es sei auch möglich, dass Villeroy & Boch das Projekt nicht weiter verfolge oder dass ein Erwerb aus anderen Gründen nicht zustande komme, heißt es.

Mehr wollte das Unternehmen nicht äußern. Villeroy & Boch ist ein börsennotiertes Familienunternehmen. Die Stammaktien gehören den Nachfahren der Gründer, die Vorzugsaktien werden an der Börse gehandelt. Die Geschäfte laufen mäßig. Im Sommer hatte der Konzern seine Prognose für das Gesamtjahr kassiert. Anfang Januar teilte er dann mit, dass der Konzern im vergangenen Jahr 833 Millionen Euro umgesetzt habe. Das betriebliche Ergebnis (Ebit) werde im Zielkorridor für 2019 von 48 bis 52 Millionen Euro landen. 2018 setzte das Unternehmen 853 Millionen Euro um, das Ebit lag bei knapp 54 Millionen Euro, das Konzernergebnis bei 34 Millionen Euro.

Die jüngste Ankündigung lässt auch die Turbulenzen im Aufsichtsrat in einem neuen Licht erscheinen. Ende 2019 hatte zuerst Aufsichtsratsvorsitzender Yves Elsen sein Amt ohne Angaben von Gründen per Jahresende niedergelegt. Einen Tag später kündigte Annette Köhler, die Vorsitzende des Prüfungsausschusses, Rückzug per Ende Februar an.

Der Badausstatter Ideal Standard hat seinen Sitz in Brüssel und macht nach eigenen Angaben mit 9000 Mitarbeitern jährlich rund 730 Millionen Euro Umsatz. Laut Manager Magazin ächzt das Unternehmen unter hohen Zinszahlungen an die Investoren. Haupteigner war zunächst Bain Capital Partners, der Finanzinvestor hatte 2007 das Europa-Geschäft von American Standard übernommen. Nach Firmenangaben gehört Ideal Standard mittlerweile den Finanzinvestoren Anchorage Capital und CVC Credit Partners.

Villeroy & Boch und Ideal Standard sind sich nicht fremd. 2010 verhängte die EU-Kommission an das sogenannte Badezimmer-Kartell, dem auch die beiden Firmen angehörten, eine Strafe von insgesamt mehr als 600 Millionen Euro. Die Strafe für Ideal Standard wurde gekürzt, weil das Unternehmen mit der EU-Kommission kooperierte.

© SZ vom 24.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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