Vertragsverlängerung:Neue Spekulationen um Telekom-Chef Ricke

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Noch immer wird über die berufliche Zukunft von Telekom-Chef Ricke spekuliert. Sein Vertrag solle nach 2007 um drei statt fünf Jahre verlängert werden, heißt es nun.

Gerhard Hennemann

Einen entsprechenden Vorschlag wolle Klaus Zumwinkel als Vorsitzender des Telekom-Aufsichtsrats bei der nächsten Sitzung des Gremiums am 5.Dezember unterbreiten, berichtet die Wirtschaftswoche in ihrer neuesten Ausgabe.

Seine Zukunft an der Spitze der Telekom wird immer noch als unsicher eingeschätzt: Kai-Uwe Ricke. (Foto: Foto: ddp)

Zumwinkel wolle auf diese Weise den Spekulationen über die Zukunft Rickes, die nach der Gewinnwarnung des Konzerns Anfang August eingesetzt hatten, ein Ende bereiten.

Rickes Vertrag läuft im November 2007 aus. Sofern sich der Telekom-Chef mit einer solchen Lösung einverstanden erkläre und er bis Ende 2010 seine Umsatz- und Renditeziele erreiche, habe er die Option, seinen Vertrag um weitere zwei Jahre auf die normale Laufzeit zu verlängern. Sollte er dieses Angebot aber ablehnen, gebe es bereits einen ,,Top-Favoriten'' für seine Nachfolge, nämlich Thomas Geitner, noch bis zum Jahresende im Vodafone-Vorstand für Innovationen verantwortlich.

"Aufgewärmter Vorschlag"

Von Seiten der Telekom wurde der Bericht als ,,lupenreine Spekulation'' bezeichnet, zu der das Unternehmen keine Stellung nehme. Inoffiziell hieß es dazu, dass es sich dabei um einen ,,aufgewärmten Vorschlag'' handele, der in den Medien bereits vor Wochen kursiert habe.

Was Geitner betreffe, so sei es zumindest merkwürdig, warum sich Vodafone ausgerechnet von dem angeblichen Top-Mann trenne. Nicht bestätigt wurde die Meldung auch in Berlin. Wie die Süddeutsche Zeitung am Sonntag aus Regierungskreisen erfuhr, hat das Thema einer möglichen Ricke-Nachfolge bisher noch keine Rolle auf der Agenda von CDU-Kanzlerin Angela Merkel gespielt. Der Bund hält 30 Prozent der Telekom-Anteile.

Parlamentarier

Die einzige Personalie in der Telekommunikation, über die in jüngster Zeit gesprochen worden sei, betreffe die Nachfolge von Regulierer Mathias Kurth, sofern dieser in der nächsten Woche zum neuen Präsidenten der Internationalen Fernmeldeunion gewählt werden sollte. Dem Vernehmen nach ist dafür ein Parlamentarier im Gespräch, über den bisher noch nicht öffentlich spekuliert wurde.

Die Auseinandersetzung zwischen der Telekom und der Bundesregierung, in die sich am Wochenende auch SPD-Fraktionschef Peter Struck mit Kritik an den Personalabbauplänen des Konzerns einschaltete, spielt sich unterdessen weiterhin vor allem auf dem Feld der Regulierungspolitik ab.

Im Mittelpunkt steht dabei der Aufbau des VDSL-Netzes, in dem sich die Telekom mit neuen Produkten Pioniergewinne sichern möchte. Die Bundesregierung will diesem Wunsch entsprechen und in der Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) festlegen, dass neue Märkte nur dann reguliert werden sollen, wenn ansonsten die Entwicklung eines wettbewerbsorientierten Marktes langfristig behindert würde.

Die EU-Kommission lehnt unter der Federführung von Kommissarin Viviane Reding eine solche Herausnahme ab und droht Berlin mit einem Vertragsverletzungsverfahren vor dem EuGH.

Störfeuer aus Brüssel

Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und Beauftragter der Kanzlerin für die Vorbereitung der G8-Treffen, hält die Gesetzesnovelle dagegen für EU-konform. Die Bundesregierung werde sich deshalb auch nicht länger durch Störfeuer aus Brüssel irritieren lassen, betonte Pfaffenbach am Wochenende in Bonn.

Für eine substanzielle Nachbesserung der TKG-Novelle gebe es weder im Sinne der Telekom noch der Kommission weiteren Bedarf. Die Telekom hatte sich bis zuletzt über ihre Berliner Lobby dafür eingesetzt, den künftigen Handlungsrahmen der Bundesnetzagentur besonders stark einzuengen.

So sollten nach ihrer Einschätzung Wettbewerber künftig nicht mehr das Recht haben, gegen einschlägige Entscheidungen der Bundesnetzagentur über nicht zu regulierende Märkte vor Gericht zu klagen, was die EU-Kommission jedoch als Abkehr vom Rechtstaat bezeichnet

Maßgebliche Akzente

Auch Pfaffenbach stuft eine solche Verschärfung des TKG als eher kontraproduktiv für die Telekom ein. Dies zumal sich die Bundesregierung während ihrer EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 vorgenommen habe, bei der bisher auf der Brüsseler Agenda stehenden Diskussion über die Novelle der europäischen Telekom-Rahmenrichtlinie maßgebliche Akzente zu setzen.

© SZ vom 30.10.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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