Versicherer:Corona erhöht Kündigungsrisiko

Von Katrin Berkenkopf, Köln

Mit der Krise und der gestiegenen Arbeitslosigkeit in Deutschland erhöht sich für Versicherer die Gefahr, dass Kunden ihre Verträge aufgeben. Das ergibt sich aus einer neuen Umfrage des Nürnberger Meinungsforschungsinstitut Infas Quo. Demnach ist die Branche in der zweiten Jahreshälfte von einer Kündigungswelle bedroht.

In der Krise beschäftigen sich viele Menschen mit ihren Policen, besonders aber solche, die in Kurzarbeit oder arbeitslos sind. 80 Prozent der Arbeitslosen haben bereits ihre Versicherungsverträge durchgeschaut, fast die Hälfte zieht eine Kündigung in Erwägung. Auch mehr als jeder dritte Kurzarbeiter beschäftigt das Thema Versicherungen, wiederum ein Drittel von ihnen überlegt, Verträge zu kündigen.

"Versicherungen sind eine vergleichsweise einfache Option, um bei drohenden Einschnitten in die Lebensqualität zu sparen", sagte Karsten John von Infas Quo. Treffen könnte das vor allem Versicherer, die viele Selbständige zu ihren Kunden zählen, denn diese Gruppe leidet derzeit besonders unter finanziellen Problemen. Um Kündigungen zu verhindern, könnten die Anbieter möglichst lange Beitragsfreistellungen der Verträge anbieten, empfiehlt Infas Quo.

Dagegen wird die Krise den Telematik-Tarifen in der Autoversicherung Auftrieb geben, glauben die Meinungsforscher. Bei diesen Tarifen bemisst sich die Prämie nach dem Fahrverhalten, dafür muss der Versicherte Daten zum Fahrstil mit dem Versicherer teilen. Durch die Nutzung der Corona-Warnapp gewöhnten sich viele Menschen an das Teilen solcher privaten Daten, glaubt das Institut. Die Meinungsforscher planen weitere Umfragen zu dem Thema.

© SZ vom 05.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: