Verlustbringende Tochter:Machtkampf um Seat im VW-Konzern

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In den Wolfsburger Chefetagen wird angeblich darüber nachgedacht, die angeschlagene Marke Seat an chinesische Autobauer zu verkaufen. Bei Audi sieht man die Pläne gar nicht gern.

Im Volkswagen-Konzern läuft nach Informationen aus Branchenkreisen ein Machtkampf um die Marke Seat.

Angesichts der massiven Kostenprobleme von Volkswagen machten in Teilen der Wolfsburger Konzernführung derzeit Überlegungen die Runde, den zur Markengruppe Audi gehörenden spanischen Hersteller abzustoßen, erfuhr dpa-AFX am Freitag aus den Kreisen.

Aus Ingolstadt bekomme Seat dagegen Rückendeckung, hieß es weiter. So unterstütze Audi-Chef Martin Winterkorn derzeitig die bei Seat laufende Umstrukturierung.

"Seat hat bereits große Fortschritte auf der Produktseite gemacht. Was fehlt ist nun noch das Markenimage." Am Bekanntheitsgrad der spanischen Marke, die zur sportlichen Einstiegsmarke für Audi werden soll, müsse noch gearbeitet werden, hieß es in den Kreisen weiter.

Umkämpfte Investitionshoheit

Der Streit rankt sich derzeit offenbar auch um die Organisation der Markengruppen. Während Audi-Chef Winterkorn zwar formal die Hoheit über Seat hat, müsse er sich tatsächlich jedoch jedes geplante Investment in Wolfsburg absegnen lassen, hieß es. Der Audi-Chef dürfte nun versuchen, auch die Investitionshoheit für Seat zu erhalten, schätzen Beobachter.

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte am Freitag berichtet, der spanische Autohersteller schreibe internen Zahlen zufolge trotz der neuen Modelle Altea und León in diesem Jahr Verluste. VW erwäge die Marke chinesischen Autobauern zum Kauf anzubieten, sollte sie nicht im kommenden Jahr Absatz und Ertrag deutlich steigern. Zudem könnte VW laut Magazin dann die Seat-Fabrik im spanischen Martorell, wo das Unternehmen Seat rund 10.000 Menschen beschäftigt, für die Herstellung von Modellen anderer Konzernmarken nutzen.

Sprecher von Seat und VW hatten dies auf Anfrage zurückgewiesen. "Es gibt weder Pläne für einen Verkauf der Marke noch für eine mögliche Werksschließung", sagte ein Seat-Sprecher am Freitag in Barcelona. Ebenso äußerte sich ein Sprecher des VW-Konzerns in Wolfsburg. "Ein Aus ist kein Thema."

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