Verhandlungen gescheitert:Keine Bäckereien für Heiner Kamps

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Der Nordsee-Eigentümer scheitert am Kauf von Müller-Brot und Ankerbrot und hat nun weiter eine gut gefüllte Kasse. Allerdings bleibt er ein früherer Großbäcker ohne Bäckerei.

Meite Thiede

Seit mehr als einem Jahr unterrichtet Heiner Kamps die Öffentlichkeit gern und regelmäßig über seine anspruchsvollen unternehmerischen Pläne: Der frühere Großbäcker und gescheiterte Börsenstar will eine europäische Lebensmittelgruppe aufbauen, die in drei Jahren 1,5 bis zwei Milliarden Euro Umsatz macht.

Heiner Kamps: In seiner ersten Karriere als Unternehmer brachte er es zügig zum Umsatz-Milliardär. (Foto: Foto: dpa)

Doch über Ankündigungen kommt Kamps nicht hinaus. Bisher besteht die Gruppe unverändert aus der Fischrestaurant-Kette Nordsee, die etwa 350 Millionen Euro umsetzt, und dabei scheint es vorerst auch zu bleiben.

Am Mittwoch musste Kamps nämlich mitteilen, dass die seit Monaten laufenden Gespräche über eine Übernahme von Müller-Brot, Ankerbrot und Löwenbäcker Leipzig geplatzt seien. Nach eingehender Prüfung der Bücher hätten sich die Parteien nicht auf einen Kaufvertrag einigen können.

Vielversprechender Beginn

Dabei hatte Kamps' Rückkehr in die deutsche Wirtschaft im Sommer 2005 noch vielversprechend begonnen. Zusammen mit dem Molkerei-Unternehmer Theo Müller hatte er die etwas angestaubte Firma Nordsee übernommen, die unter seiner operativen Führung zu alter Ertragsstärke zurückkehren sollte.

Zumindest das ist ihm weitgehend gelungen: Im vergangenen Geschäftsjahr konnte Nordsee das operative Ergebnis um 50 Prozent verbessern und eine Rendite von gut sieben Prozent ausweisen.

Jetzt verwaltet Kamps eine gut gefüllte Kasse bei seiner International Food Retail Capital (IFRC), über die er seine Geschäfte abwickelt, und hält Ausschau nach Übernahmemöglichkeiten.

Zusammen mit den Finanzmitteln seines Partners Derek Vago, der über ACP Capital ebenfalls an der IFRC beteiligt ist, stünden 700 Millionen Euro zur Verfügung, sagt er. Um an das nötige Geld zu kommen, war er im November 2006 mit der IFRC sogar an die Londoner Börse gegangen und hatte 135 Millionen Euro kassiert. Dabei hatte er bereits mit den Bäckerketten geworben, als sei der Kaufvertrag schon besiegelt gewesen.

In der heimischen Backstube in der Lehre

In seiner ersten Karriere als Unternehmer hatte Kamps es relativ zügig zum Umsatz-Milliardär gebracht. Der Sohn eines Bocholter Bäckermeisters ging in der heimischen Backstube in die Lehre, studierte BWL und gründete mit 27 Jahren in Düsseldorf seine erste Bäckerei.

Daraus wurde rasch eine Kette, die er 1998 an die Börse brachte. Mit dem Erlös expandierte Kamps zum größten Bäcker Europas, der 17.000 Filialen betrieb und 1,5 Milliarden Euro Umsatz machte.

Zeitweise gehörte er zu den Stars am Neuen Markt, denn an der Börse liebte man den Mann mit Marketing-Talent, der gerne als Talkshow-Gast im Fernsehen auftauchte.

Doch dann verfehlte Kamps Umsatzprognosen, war hoch verschuldet und verkaufte seine Aktien 2002 wohl nicht ganz freiwillig an die Barilla-Gruppe. Die Italiener mussten danach jahrelang sanieren und Werte in den Bilanzen abschreiben, um die Kette wieder flottzumachen.

Heute sagt Kamps, er würde sie am liebsten wiederhaben. Doch die Bäckereien stehen nicht zum Verkauf.

Erfolg auf dem Boulevard

Auch wenn Kamps nun keine unternehmerischen Großtaten verkünden kann, bleibt er beliebtes Fotoobjekt für Bild und Bunte. Wenn über Promi-Treffen auf Sylt, Mallorca oder der Wies'n zu berichten ist, mag der 51 Jahre alte Ferrari-Fahrer aus Düsseldorf nicht fehlen.

© SZ vom 08.02.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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