Vergleich von Reiseportalen:Wenn der Flug in den Urlaub teurer wird

Lesezeit: 3 min

Günstig reisen - aber wie? Billigflieger und Vergleichsportale im Internet locken mit niedrigen Preisen. Doch das vermeintlich günstige Angebot kann schnell teurer werden. Es gibt Tricks, mit denen man wirklich sparen kann.

Nicolas Peerenboom

Der Urlaub soll für viele die schönste Zeit im Jahr werden. Zahlreiche Portale im Internet versprechen die billigsten Preise. Doch hier lauern Fallstricke. Ein Überblick - in Kooperation mit dem NDR.

Waltraud R. ist sauer. Mit ihrer Familie wollte die Düsseldorferin einen Trip nach München machen. Bei einem Flugportal fand sie ein günstiges Angebot. Nur 407 Euro hin und zurück. Doch am Ende sollte sie 486 Euro zahlen. "Ich habe mich wahnsinnig geärgert. Irgendwie hat der Anbieter da weitere Kosten rein geschummelt, ich weiß nicht wie", sagt sie.

So wie ihr geht es vielen, die eine günstige Flugreise suchen und dabei auf die Tricks der Anbieter hereinfallen. Immer unübersichtlicher wird das Geschäft mit den Flugtickets. Inzwischen machen Online-Buchungen etwa ein Drittel des Gesamtumsatzes im Reisegeschäft aus.

Immer mehr Preisvergleichsportale und Online-Reisebüros verchaffen angeblich Überblick, wollen bei der Auswahl helfen. Auch die Fluggesellschaften nutzen das Internet für den Flugticket-Verkauf. Doch nicht alle Anbieter arbeiten mit sauberen Methoden. Besonders die Billigflieger entwickeln immer neue Tricks, den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Wie können Verbraucher die guten von den schlechten Anbietern unterscheiden?

Preise vergleichen lohnt sich

Die Zahl ist beeindruckend: Wer Preise vergleicht und nicht beim erstbesten Anbieter seinen Flug bucht, spart im Schnitt 27 Prozent. Das ergab eine Studie des Anbieters billigflieger.de, der dafür die Daten von 28 Millionen Online-Anfragen ausgewertet hat.

Grundsätzlich gibt es im Internet zwei verschiedene Wege, an günstige Flüge heranzukommen. Der eine Weg führt über sogenannte Preissuchmaschinen. Das sind Internetportale, die mit speziellen Programmen die Webseiten der Fluggesellschaften durchforsten, aus Tausenden von aktuellen Angeboten die wunschgemäßen herausfischen und übersichtlich zusammenstellen. Für die Buchung eines Fluges wird der User auf die Webseite der jeweiligen Fluggesellschaft oder des jeweiligen Online-Reisebüros geleitet.

Im Unterschied zu reinen Preisvergleichsseiten wickeln Online-Reisebüros die gesamte Flugbuchung ab, sofern der User das wünscht. Ansonsten wird er wie bei den Preissuchmaschinen auch auf die Webseite des Anbieters geführt. Wichtig zu wissen: Die Preissuchmaschinen vergleichen auch die Angebote, die auf den Seiten der Online-Reisebüros zu finden sind.

Verbreitete Preisvergleichsseiten sind zum Beispiel: billigflieger.de, check24.de/flug, checkfelix.com, flug.idealo.de, kayak.de, momondo.com, skyscanner.de, swoodoo.com, flug.renego.de.

Verbreitete Online-Reisebüros sind etwa: airline-direct.de, cheaptickets.de, ebookers.de, expedia.de, fluege.de, flug.de, fly.de, lastminute.de, opodo.de.

Markenprodukte
:Tricks mit der Verpackungsgröße

Die Verbraucherzentrale Hamburg zeigt die teils erheblichen Preisunterschiede bei Markenlebensmitteln.

Alle Flugportale zeigen auch die Angebote von Billigfliegern an. Diese locken auch auf den Vergleichsseiten mit Tickets so günstig wie eine Kinokarte. Allerdings berücksichtigen die Portale oft nicht die Zuschläge, die die Anbieter verlangen, zum Beispiel für das Gepäck oder Verwaltungsgebühren. Deshalb sind die angezeigten Preise nicht unbedingt die tatsächlichen Flugpreise. Die kann der Kunde nur auf der Webseite des Billigfliegers herausfinden.

Urlaub am Strand: Blick aufs Tote Meer. (Foto: REUTERS)

Wer beispielsweise mit Ryanair von Hamburg-Lübeck nach Palma de Mallorca fliegt, bekommt ein Ticket für 26,35 Euro - hört sich auf den ersten Blick gut an. Hinzu kommen aber noch 0,25 Euro für ETS Levy, 2 Euro für die EU261-Ausgleichsabgabe, 6 Euro für den Online Check-in und 15 Euro für einen 15-Kilogramm-Koffer. Macht zusammen: 49,60 Euro. Fast doppelt so viel wie der ursprünglich genannte Preis. Wer den Fehler macht, den Koffer erst am Flughafenschalter aufzugeben oder den Flug über eine Buchungszentrale zu buchen, zahlt für den Koffer noch mehr: nämlich 60 Euro in der Nebensaison und 100 Euro in der Hauptsaison. Dann kostet der Flug bereits 94,60 beziehungsweise 134,60 Euro.

Und plötzlich bezahlt der Reisende viel mehr, als er eigentlich dachte. Dabei gibt es seit Jahren eine EU-Verordnung, wonach Reiseportale genauso wie Fluggesellschaften einen Endpreis angeben müssten - die 2011 höchstrichterlich vom Bundesgerichtshof auch durchgesetzt wurde.

Doch im Erfinden von zusätzlichen Einnahmequellen sind Reiseportale wie Billigairlines unschlagbar. Deshalb kassieren sie auch für die Vermittlung von Zusatzleistungen, zum Beispiel Reiserücktrittsversicherungen. Das Häkchen für den Erwerb einer Versicherungspolice ist auf der Website bereits gesetzt. Der Kunde muss es aktiv entfernen, damit es nicht zum Vertragsabschluss kommt. Eine Untersuchung der Stiftung Warentest hat übrigens gezeigt, dass die angebotenen Produkte nicht empfehlenswert sind.

Ein anderes unrühmliches Beispiel liefert das Online-Reisebüro fluege.de. Erst kurz vor Abschluss der Buchung erfährt der Kunde, dass zusätzlich zum Flugpreis und zu den Steuern noch 8 Euro für die Kreditkartennutzung sowie weitere Gebühren und Mehrwertsteuer zu bezahlen sind. Wer dann noch übersehen hat, den extra angebotenen Umbuchungsservice zu deaktivieren oder das Häkchen für die Reiseversicherung zu entfernen, zahlt obendrauf.

Wie man wirklich sparen kann

Wer zeitlich flexibel ist, kann die größten Schnäppchen machen. Ein günstiger Reisetag ist laut der Studie von billigflieger.de der Freitag. Besonders in den Abendstunden liegen die Flugpreise weit unter dem Durchschnitt. Wer seinen Rückflug auf den Sonntagmorgen oder den Montagabend legt, kann ebenfalls viel sparen. Besonders günstig sind die Flüge, wenn die Reise 10 bis 20 Wochen vor Reiseantritt gebucht wird. Das gilt laut Studie für Deutschland- und Europaflüge. Bei Reisen in die USA liegt das optimale Buchungszeitfenster bei 5 bis 10 Wochen.

Was ist also günstiger: die Buchung im Online-Reisebüro oder direkt bei der Fluggesellschaft? Online-Reisebüros leben von ihrer Dienstleistung und verlangen eine Servicegebühr. Deshalb empfiehlt es sich, den dort ermittelten Wunschflug danach bei der Fluggesellschaft direkt abzufragen und zu buchen.

Hinweis: Die Sendung Die Tricks der Reisebranche ist am Montag, dem 30. April um 21 Uhr im NDR-Fernsehen zu sehen - direkt im Anschluss an das Verbrauchermagazin Markt.

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