Vergiftungsgefahr:Paprika-Panik in Ungarn

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Die Landesregierung hat die Ausfuhr von Paprikagewürz gestoppt und alle Ungarn ermahnt, den Verzehr vorerst einzustellen.

Beim Budapester notärztlichen Rettungsdienst liefen am Donnerstag die Telefone heiß, denn eine nationale Katastrophe zeichnete sich ab: Das Paprikapulver soll vergiftet sein.

Tausende Menschen wollten von den Rettern wissen, was es nun damit auf sich habe. Was der Mensch in Ungarn überhaupt noch essen darf, blieb zunächst ein Rätsel, denn die offiziellen Auskünfte waren widersprüchlich.

Es herrschte Panik, nachdem die Regierung am Vorabend den Verkauf des roten Pulvers verboten hat.

Der Grund: In den Produkten von drei ungarischen Paprika-Herstellern wurden unzulässig hohe Konzentrationen des Pilzgiftes Aflatoxin B1 gefunden. Es kann zu schweren Leberschäden und Krebs führen.

Grenzwerte deutlich überschritten

Paprika ist ein "Hungaricum", das heißt: ein Markenzeichen des Donaulandes. Kaum ein ungarisches Gericht ist ohne dieses Gewürz vorstellbar, von Gulasch, Fischsuppe, Braten bis hin zur scharfen, geräucherten Paprika-Wurst.

Das rote Pulver ist auch ein Export-Schlager. 5300 Tonnen im Wert von 12,7 Millionen Euro führte Ungarn 2003 aus, Deutschland liegt mit einem Anteil von 30 Prozent bei den Auslands-Absatzmärkten an erster Stelle. Die Regierung befürchtet jetzt einen Rückgang der Exporte allein nach Europa um 15 Prozent.

Bis Donnerstagabend sollte eine Liste mit Lebensmitteln erstellt werden, die das gefährliche Pulver enthalten. Nach offiziellen Angaben war die ermittelte Aflatoxin-Konzentration im überprüften Paprika um 10 bis 15 Prozent höher als erlaubt. Medien berichteten aber auch von 20fach höheren Konzentrationen.

Auch woher das Gift kommt, ist unklar. Das Gesundheitsamt erstattete jetzt bei der Polizei Anzeige gegen unbekannt. Laut Medienberichten stammt das Gift im Paprika möglicherweise aus Import-Zusätzen.

Seit Jahren führt Ungarn große Mengen dieses Gewürzes aus Spanien und aus Südamerika ein, weil die einheimische Produktion nicht ausreicht.

Keiner weiß mit Bestimmtheit, ob diese qualitativ schlechtere Ware dem einheimischen Pulver beigemengt wird oder nur in Lebensmittel-Konserven auftaucht.

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