Vereinigte Staaten:General Motors streicht 30.000 Stellen

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Der größte Autokonzern der Welt steht vor drastischen Sparmaßnahmen. Bis Ende 2008 sollen 30.000 Arbeitsplätze in Nordamerika wegfallen - 5000 mehr als bislang angekündigt. Neun Werke werden geschlossen.

Der größte Teil der fraglichen Stellen soll durch natürliche Fluktuation und Vorruhestand abgebaut werden. Bis Ende 2006 sollen so sieben Milliarden Dollar eingespart werden. Bislang waren eine Milliarde Dollar weniger geplant.

GM hat weltweit 324.000 Beschäftigte. Über mögliche Auswirkungen auf die deutsche Tochter Opel gab es in Detroit keine Angaben. "Dies sind drastische Schritte, die uns bei der Verbesserung unserer Entwicklung sehr helfen werden", sagte Firmenchef Rick Wagoner.

Die jährliche Produktion will GM um eine Million Fahrzeuge kürzen. Geschlossen werden sollen fünf Montagewerke und vier Werke für die Motoren- und Teilefertigung in den Vereinigten Staaten und Kanada. Darüber hinaus will GM drei Servicestandorte schließen. Derzeit liegt die Auslastung der GM-Werke in Nordamerika bei 85 Prozent und damit unter der der asiatischen Wettbewerber in Nordamerika.

Folgen des Preiskriegs

Um den weltgrößten Autohersteller vor einem möglichen Bankrott zu bewahren, musste Konzernchef Wagoner nach Meinung von Analysten an der Wall Street jetzt zu diesen einschneidenden Maßnahmen greifen.

Dem Autoriesen machen vor allem auf dem nordamerikanischen Markt ein sinkender Absatz als Folge der hohen Benzinpreise und ein ruinöser Preiskrieg zu schaffen. Zu lange hat GM auch die Entwicklung neuer, benzinsparender Modelle hinausgezögert und stattdessen auf vierradgetriebene Geländewagen (Sports Utility Vehicle, SUV) gesetzt, die überdurchschnittlich viel Benzin verbrauchen.

Nach Schätzung von Branchenexperten hat GMt im Vergleich zu den japanischen Autoherstellern, die in den Vereinigten Staaten produzieren, einen Kostennachteil von etwa 3 700 Dollar pro Auto.

Auch mit der angekündigten Schließung von Werken wird GM nur einen kleinen Schritt machen, um zur japanischen Konkurrenz aufzuschließen. Eines der größten Probleme sind zudem die Milliardenkosten für Pensionen und Krankenkassenbeiträge, die sich General Motors aufgebürdet hat und die das Ergebnis großzügiger Tarifverträge mit den Gewerkschaften aus früheren Jahren sind.

An der Wall Street hält man es angesichts der desolaten Finanzlage von GM für nicht ausgeschlossen, dass der Autokonzern Gläubigerschutz nach Kapital Elf des amerikanischen Insolvenzrechts beantragen werde. In diesem Fall könnte GM die Pensionslasten auf einen staatlichen Versicherungsfonds abwälzen.

Allerdings würde das Sanierungsprogramm dann ähnlich wie bei den bankrotten Fluggesellschaften unter Aufsicht eines Konkursgerichts stehen. Noch schreckt Wagoner vor einem solchen Schritt zurück. In der vergangenen Woche hatte er den Beschäftigten versichert, dass GM keinen Gläubigerschutz beantragen werde.

GM hatte bereits im Juni angekündigt, 25 000 Jobs in amerikanischen Produktionsstätten zu streichen, um die Kapazitäten drastisch zu senken. Dabei waren die Fortschritte in Europa hervorgehoben worden, wo ein über zwei Jahre verteilter Abbau von 12 000 Stellen läuft.

GM will künftig Teile der Produktion aus Nordamerika ins kostengünstigere Ausland verlegen. In den Vereinigten Staaten wiederum soll die Effizienz in den GM-Werken steigen. Die Produktionsanlagen sollen flexibler ausgelegt werden, so dass künftig verschiedene Modelle und nicht mehr nur ein einziger Typ von den Bändern rollen können.

GM hat in diesem Jahr bereits einen Verlust von annähernd vier Milliarden Dollar angehäuft. Die GM-Aktien verloren 2005 mehr als 40 Prozent an Wert und notierten in der vergangenen Woche auf dem tiefsten Stand seit 14 Jahren. Nach der Erklärung Wagoners stieg der Kurs der GM-Aktie am Montag bis 17.00 Uhr um 15 Cent auf 24,20 Dollar.

Der Autobauer Ford will in Nordamerika etwa 4000 Arbeitsplätze außerhalb der Produktion abbauen. Dies seien etwa zehn Prozent der Angestellten, berichtet das Wall Street Journal. Ford will die Arbeitsplätze bereits im ersten Quartal 2006 streichen. Dafür sollen sowohl offene Stellen nicht mehr besetzt als auch Mitarbeiter entlassen werden.

© SZ vom 22.11.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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