Vereinigte Staaten:Ein paar Jobs fürs Gemüt

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Das Land ist ungeduldig geworden — darum jubeln die Amerikaner schon über kleine Erfolge am Arbeitsmarkt.

Von Marc Hujer

Es sind die ganz kleinen Veränderungen, die Unterschiede zwischen ein paar tausend Stellen mehr oder weniger. Sie reichen inzwischen aus, um Amerika in Euphorie zu versetzen.

Es sind Zahlen, die eigentlich vernachlässigbar wären, wenn man bedenkt, dass Amerikas Wirtschaft mehr als 130 Millionen Menschen beschäftigt. Doch das Land ist ungeduldig geworden, nach drei langen Jahren der Arbeitsmarktkrise, in denen 2,4 Millionen Arbeitsplätze gestrichen wurden, was soviel war wie seit der Weltwirtschaftskrise vor über 70 Jahren nicht mehr.

Und so wird derzeit jede Stelle gezählt, jede neue Zahl gedeutet, stets in der Hoffnung, nun endgültig das Zeichen der Wende erkannt zu haben.

Niemand hat ernsthafte Zweifel daran, dass sich der amerikanische Arbeitsmarkt bald erholt. Aber die Frage bleibt, wann und wie kräftig.

Notenbankchef Alan Greenspan erklärte in der vergangenen Woche: "Ich würde sagen, wir können jetzt jederzeit mit einem Sprung bei der Beschäftigung rechnen".

An diesem Freitag wird die Arbeitsmarktstatistik für Februar veröffentlicht und so wie es aussieht mit relativ guten Zahlen. Rund 130.000 Stellen sollen nach den offiziellen Prognosen von Experten im Februar entstanden sein.

Das ist zwar nicht genug, um die Arbeitslosenquote von 5,6 Prozent zu senken, aber es reicht, um neuen Optimismus zu verbreiten.

Auch die Zahl der Stellenkürzungen geht nach einer Umfrage der Personalberatungsfirma Challenger, Gray and Christmas Inc. spürbar zurück. Im Februar wurden demnach nur noch 77.000 Stellen gestrichen, das waren 44 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.

Die Unternehmen sind dankbar für bessere Zahlen, denn politisch geraten sie unter Druck. Mark Zandi, Chefökonom der Wirtschaftsforschungsfirma Economy.com, erklärte jüngst, die Unternehmen schwämmen im Geld, trauten sich jedoch noch nicht einzustellen.

"Die Unternehmen sind wieder da"

Die Wirtschaftsvereinigung National Association of Manufacturers (NAM) rechnet bis zum Jahresende mit 250.000 neuen Jobs allein in der verarbeitenden Industrie. Und in einer Umfrage des Institute for Supply Management (ISM) zeichneten die 400 befragten Einkaufsmanager ein optimistisches Zukunftsbild.

Nach Angaben des Instituts befindet sich die amerikanische Industrie in ihrer besten Zeit seit einem Jahrzehnt. "Die Unternehmen sind wieder da", sagte ISM-Direktor Norbert Ore dem Wall Street Journal. "Sie investieren und geben wieder mehr Geld aus".

Doch wenn man in die Details geht, wenn man wie Challenger, Gray and Christmas auch auf die Zwischentöne hört, dann wird Amerika in diesem Jahr trotz aller Beschwörungen keinen Arbeitsplatzboom erleben. "Die Unternehmen sind noch immer in einem Schrumpfungsmodus", warnt Unternehmenschef John Challenger. Besorgnis erregend nennt er vor allem die kritische Stellenlage in der Konsum- und Investitionsgüterindustrie.

Das sinkende Verbrauchervertrauen drücke gefährlich stark auf die Stimmung. Das Weiße Haus, das vor zwei Wochen noch mit 2,6 Millionen neuen Arbeitsplätzen rechnete, musste seine Prognosen zurücknehmen. Nach einer Umfrage des Wall Street Journal erwarten Ökonomen bis zum Ende des Jahres durchschnittlich 1,4 Millionen neue Stellen.

© SZ vom 04.03.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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