Verdi droht mit Streik:Telekom-Beschäftigte fühlen sich "bedroht und beleidigt"

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Die Verhandlungen zwischen Verdi und der Telekom spitzen sich weiter zu: Verdi droht mit Streik, wenn das Management nicht von der geplanten Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern ablässt.

Der Bundesvorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, hat Streiks bei der Deutschen Telekom angedroht. Um dies zu verhindern, müsse das Unternehmen seine Personalpläne zur Ausgliederung von bis zu 50.000 Stellen stoppen, sagte der Verdi-Chef auf der bayerischen Landesbezirkskonferenz in Bamberg. Bei der Mobilfunktochter T-Mobile wird Mitarbeitern offenbar mit Kündigung gedroht, sollten sie sich rechtswidrig an Streiks beteiligen.

Bsirske sagte auf der Konferenz: "Diese Pläne sind existenzbedrohend und wir dürfen das nicht hinnehmen." Die Gewerkschaft dürfe nicht "zulassen, dass die Beschäftigten vom Telekom-Vorstand beschimpft, bedroht und beleidigt werden". Der sich anbahnende Streik verdiene die Unterstützung der ganzen Verdi-Organisation, erläuterte Bsirske. Es sei empörend, dass das Unternehmen die Gehälter um 40 Prozent senken wolle, während es den Aktionären mehr als drei Milliarden Euro Dividende verspreche.

Mehr als 200 Beschäftigte des Telekom-Standortes Bamberg nahmen an der Konferenz teil. Bundesweit beteiligten sich am Freitag nach Verdi-Angaben erneut mehrere tausend Mitarbeiter der Telekom an Warnstreiks. Rund 7000 Beschäftigte seien dazu aufgerufen worden, ihre Arbeit niederzulegen, sagte eine Verdi-Sprecherin.

Permanent werde Know-how vernichtet

Der Bamberger Telekom-Betriebsrat Andreas Knauer sagte auf der Konferenz, die geplanten Kürzungen "gehen an die Hartz-IV-Grenze ran, das hält doch niemand aus". Die Belegschaft habe in den vergangenen Jahren 18 Umorganisationen mitgemacht und dabei auf Lohn verzichtet, "um Arbeitsplätze zu erhalten", sagte Knauer. Jetzt sei eine Grenze erreicht, permanent werde Know-how vernichtet: "Man hat den Eindruck, die Telekom wird von einer Laienspielgruppe geführt."

Am Donnerstag hatte Verdi im rheinland-pfälzischen Mayschoß die fünfte Gesprächsrunde mit der Deutschen Telekom abgebrochen und die Verhandlungen für beendet erklärt. Am Freitag kommender Woche wird sich die Tarifkommission der Gewerkschaft mit dem weiteren Vorgehen beschäftigten. Aus den Warnstreiks könnten dann Streiks werden.

Die Telekom will rund 50 000 ihrer insgesamt 160 000 inländischen Mitarbeiter in Service-Gesellschaften auslagern und zu schlechteren Bedingungen beschäftigen. Für die Mitarbeiter ist zum Beispiel eine Anhebung der Wochenarbeitszeit von 34,5 auf 38,0 Stunden geplant.

Der Personalchef der Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile, Holger Kranzusch, hat die Mitarbeiter einem Vorabbericht der Wirtschafts-Woche zufolge gewarnt, im Falle rechtswidriger Streikteilnahmen ohne Ausnahme mit "arbeitsrechtlichen Maßnahmen" zu reagieren. Das Blatt beruft sich auf eine interne Mail. Diese "arbeitsrechtlichen Maßnahmen" könnten bis zur sofortigen Kündigung führen. Auch behalte man sich gegenüber den Streikenden Schadensersatzklagen vor.

T-Mobile-Chef Hamid Akhavan will dem Magazin zufolge mit allen Mitteln verhindern, dass der Telekom-Tarifkonflikt auch auf seinen Bereich übergreift. Akhavan habe auf den für T-Mobile im Juni 2006 abgeschlossenen Tarifvertrag verwiesen, der bis 2009 laufe.

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