Verbraucherschützer kritiseren Handel:"Dreistes Geschacher um das Dosenpfand"

Nicht verwundern darf das Festhalten der Wirtschaft am derzeitigen Pfandchaos. Erweist sich doch das neue System als einträgliches Geschäft für den Einzelhandel. Durch nicht zurückgebrachtes Pfandgut, verdient dieser deutschlandweit mindestens 30 Millionen Euro im Monat.

Verbraucherschützer haben den Handel aufgefordert, Pfandgelder in Millionenhöhe an die Verbraucher zurückzuzahlen. Seit Einführung des Dosenpfands im Januar habe der Einzelhandel monatlich zweistellige Millionenbeträge durch nicht zurückgegebene Verpackungen verdient, erklärte der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv).

Grund sei, dass 20 bis 30 Prozent der Einwegverpackungen nicht dort zurückgegeben würden, wo sie gekauft wurden. Die Deutsche Umwelthilfe beziffert den nicht eingelösten Pfandbetrag auf 30 bis 60 Millionen Euro im Monat.

Das bundesweite Rückgabesystem für Dosen und Einwegflaschen müsse wie vereinbart zum 1. Oktober eingeführt werden, forderte vzbv-Vorstand Edda Müller.

"Umweltschutz entsorgen wie eine leere Bierdose"

"Der Einzelhandel und die Getränkeindustrie müssen das dreiste Geschacher um das Dosenpfand endlich beenden und getroffene Vereinbarungen einhalten", appellierte Müller. Sonst betreibe der Handel Politik auf dem Rücken der Verbraucher.

Es könne nicht angehen, dass einzelne Lobbygruppen sich permanent über geltendes Recht hinwegsetzten. "Es darf nicht sein, dass bei den Verbrauchern die Botschaft ankommt: Umweltschutz kann man genauso schnell entsorgen wie eine leere Bierdose", warnte Müller.

Umweltverbände hatten zuvor angekündigt, notfalls gegen Pfand-Boykotteure vor Gericht zu ziehen. Mit Testkäufen ab der kommenden Woche wollen sie Verstöße gegen die Pfandpflicht nachweisen und zur Anzeige bringen.

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