Verbraucher:Schon komisch

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Das Ticketportal Viagogo preist Karten für einen Auftritt der Entertainerin Carolin Kebekus an, den es gar nicht gibt. Der Anbieter fällt nicht zum ersten Mal negativ auf.

Von Felicitas Wilke, München

Wenn es hier mit rechten Dingen zuginge, dann dürfte sich Carolin Kebekus an kein Tempolimit halten. Glaubt man dem Online-Ticketportal Viagogo, dann hat die Komikerin am 8. Oktober um elf Uhr einen Auftritt in der Elbphilharmonie in Hamburg und nur acht Stunden später eine Show im mehr als 500 Kilometer entfernten Koblenz - sportlich. Tatsächlich geht es hier aber nicht mit rechten Dingen zu. Viagogo bietet auf seiner Website Karten für ein Event an, das gar nicht stattfindet. Darauf weisen die Marktwächter Digitale Welt der Verbraucherzentralen hin, die den Hinweis von einer Kundin bekommen hatten.

Ein Blick auf das offizielle Tourprogramm der Entertainerin verrät, dass sie am 8. Oktober nur einmal auftreten wird, in Koblenz. Das Event in Hamburg war nie geplant. Nichtsdestotrotz fand man den Verweis auf die Veranstaltung noch am Mittwochnachmittag auf der Viagogo-Seite - mit der Info, man müsse sich beeilen, denn es seien nur noch wenige Karten übrig. Die günstigsten Fake-Tickets auf der Plattform kosten 138,76 Euro.

Bereits im Februar hatte die Verbraucherzentrale Bayern Viagogo abgemahnt, weil das Unternehmen nicht eindeutig kennzeichne, dass es kein offizielles Ticketportal ist, sondern zwischen privaten Käufern und Verkäufern vermittelt - und offenbar nicht genau überprüft, welche dubiosen Angebote sich auf der Seite tummeln. Zudem fällt auf, dass bei Viagogo Tickets für bislang undatierte Spiele der Bundesliga zum Verkauf stehen. Tatjana Halm, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern, rät den Kunden, sich vor dem Kauf "unbedingt" zu informieren und Karten erst dann zu bestellen, wenn die Spiele fest terminiert sind.

Der Verbraucherzentrale sind bislang keine Fälle von Kunden bekannt, die Tickets für die angebliche Veranstaltung in Hamburg erworben haben. Halm empfiehlt Betroffenen aber, sich in einem solchen Fall direkt gegen Viagogo zu wehren, den Kauf anzufechten und "auf einen Ansprechpartner zu pochen". Das jedoch könnte schwierig werden: Viagogo war für eine Stellungnahme zum Thema nicht zu erreichen.

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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