Venture Capital:Großes Geld für die zündende Idee

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Initiatoren von Venture-Capital-Fonds hatten in den vergangenen Jahren nicht viel zu lachen. Inzwischen sind aus den Glücksrittern der New Economy nüchterne Analysten geworden - und langsam geht es wieder aufwärts.

Von Beatrix Boutonnet und und Stefan Loipfinger

Bill Gates fing in einer Garage an. Doch nicht bei allen Garagenfirmen lief es so glatt wie bei ihm. Die New-Economy-Pleite machte vielen innovativen Jungunternehmern einen Strich durch die hochfliegenden Pläne.

Auch so mancher Fonds bekam dadurch Probleme. Denn finanziert wurden viele Start-up-Firmen über Venture-Capital-Beteiligungen, auf deutsch Wagnis- oder Risikokapital.

In den USA und Großbritannien ist diese Art der Finanzierung seit Jahrzehnten geläufig. Institutionelle Geldgeber wie Pensionskassen und Versicherungen investieren hohe Summen in junge Unternehmen, sofern sie ein gutes Chance-Risiko-Profil aufweisen.

Fondsmanager als Unternehmensberater

Über die Fondsvariante können sich auch Einzelanleger ab rund 10.000 Euro an dieser Investmentart beteiligen. Die Renditechancen sind hoch, das Risiko auch. Durchschnittlich kann ein Anleger mit zehn bis 15 Prozent rechnen.

Lange wurde vor allem in einer frühen Unternehmensphase (Early Stage) investiert. Zu diesem Zeitpunkt sind die Anteile am günstigsten zu kaufen. Ausschüttungen während der Fondslaufzeit gibt es kaum. Der eigentliche Gewinn bei einer Wagnis-Kapital-Beteiligung kommt aus einem möglichst hohen Preis beim Verkauf.

Bis dahin ist jedoch ein weiter Weg. Bei Risikokapitalfinanzierungen geht es nämlich nicht nur um die reine Finanzierung - auch Managementfähigkeiten sind gefragt. Der Fondsmanager agiert quasi wie ein Unternehmensberater und coacht das junge Unternehmen. Will er es gut machen, ist seine Kapazität begrenzt.

Gierige Geldgeber

Mehr als fünf Unternehmen sollte er nicht betreuen. Neben ausreichendem Fachwissen, Personal zur Betreuung und einem breiten Netzwerk im In- und Ausland auf Initiatorenseite, sollte der Anleger bei der Fondsvariante auch auf ausreichende Streuung in verschiedene Unternehmen und Branchen achten. Eine positive Leistungsbilanz gibt zusätzliche Sicherheit.

Deutschland war lange ein unterentwickelter Markt für Risikokapital, junge Gründer wanderten ins Ausland ab. Mit dem New-Economy-Boom änderte sich dies - der Fondsmarkt boomte. Mehr als 663,5 Millionen Euro steckten Anleger in diese neue Form der Beteiligung.

Mit dem Platzen der New-Economy-Blase war der Traum vom schnellen Geld auch in Deutschland erst einmal ausgeträumt. Schuld an der Misere war, neben der wirtschaftlichen Lage, auch die Gier vieler Geldgeber. Sie investierten in unausgegorene Geschäftsideen, um den schnellen Reibach zu machen.

Die alte Faustregel: "Eins von zehn Unternehmen ist top, vier bis fünf entwickeln sich einigermaßen und vier bis fünf werden Flops", sie stimmte nicht mehr. Häufig entpuppten sich die meisten Investments als Nieten.

Kein Terrain für Glücksritter

Drei düstere Jahre sind für Risikokapital-Initiatoren ins Land gegangen. Nach dieser Konsolidierungs- und Marktbereinigungsphase ist jetzt Licht am Ende des Tunnels.

Die Zeiten der Glücksritter, wie beim ersten Boom, sind allerdings vorbei. Inzwischen ist es ein nüchternes Geschäft mit genauer Analyse (Due Diligence).

Auch bei der Fondskonzeption sind die Initiatoren vorsichtiger geworden - viele Dachfonds mit breiter Risikostreuung haben Direktinvestmentfonds abgelöst. Der Anleger bezahlt das verbesserte Sicherheitsnetz in Form der doppelten Gebührenstruktur.

Dies scheint aber nicht zu stören, denn bei den Renditeerwartungen sind Initiatoren und Anleger realistischer geworden. Und die Unternehmer haben sich mit ihren Preisvorstellungen wieder auf ein normales Maß eingependelt.

Auch der Mittelstand braucht Wagniskapital

Die Vorzeichen sind damit positiv. Selbst die Bundesregierung hat die Bedeutung von Private Equity erkannt. Durch die strengen Eigenkapitalrichtlinien zügelt Basel II die Banken bei der Finanzierung. Viele innovative Ideen können nicht mehr umgesetzt werden, da bei etlichen Unternehmensgründern das Technik- und Marktrisiko für einen Bankkredit zu hoch eingestuft wird.

Neben den Unternehmensgründern interessieren sich immer mehr mittelständische Unternehmen für Wagniskapitalfinanzierungen. Dieser Entwicklung trug das Bundesfinanzministerium Rechnung und stellte Ende 2003 die steuerliche Behandlung von Fondsfinanzierungen klar.

Wie bei Aktien sind nun steuerfreie Wertsteigerungen möglich. Für den Einkauf ist die derzeitige Marktsituation sehr günstig. Durch antizyklisches Verhalten können sich die Initiatoren im Wirtschaftstief so manches Schnäppchen sichern. Englische und amerikanische Private Equity-Firmen sind bereits eifrig auf Shopping-Tour.

© SZ vom 13.11.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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