Vattenfall:Wiederholen Sie! Laut!

Mit aller Macht will Vattenfall gegen den Schlendrian im eigenen Unternehmen vorgehen. Und tut jetzt das, was die Mitarbeiter offenbar selbst angeregt haben.

Nach den Zwischenfällen im Atomkraftwerk Krümmel will der Betreiber Vattenfall Konsequenzen aus Missverständnissen im Leitstand ziehen. So sollen Mitarbeiter wichtige Anweisungen künftig laut wiederholen müssen.

Bisher sei dies eine Empfehlung, sagte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek am Dienstag auf Anfrage.

Dies sei ein Ergebnis der Mitarbeiterbefragung am Montag zu den Vorgängen bei der Schnellabschaltung am 28. Juni.

Geheime schwarzen Liste

Damals hatte der Reaktorfahrer nach dem Ausfall einer Wasserpumpe eine Anweisung des Schichtleiters falsch verstanden und zur Senkung des Drucks minutenlang Ventile offen gelassen statt sie abwechselnd zu öffnen und zu schließen.

So fiel der Druck schneller als vom Schichtleiter beabsichtigt. "Das war für den weiteren Ablauf undramatisch, aber das ist natürlich nicht gewollt, dass die sich nicht richtig verstehen", sagte Banek. Nun wolle man der Reaktoraufsicht einen Katalog vorschlagen, der im Störfall die Kommunikation regelt.

Auch das für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerium in Kiel prüft nach dem Gespräch mit den Kraftwerksmitarbeitern mögliche Konsequenzen. Außerdem geht die Prüfung von Dübeln weiter, nachdem am Montag in Krümmel zwei weitere falsche Dübel entdeckt worden waren.

Unterdessen hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Veröffentlichung von Inhalten einer bislang geheimen Mängelliste über Brunsbüttel für Mittwoch angekündigt.

Erstmals seien konkrete Inhalte der Mängelliste bekannt geworden, sagte die DUH in einer Mitteilung. Die Mängelliste aus dem Jahr 2006 enthalte neben Hunderten untergeordneter Punkte auch über 160 Nachweisdefizite, die sämtliche Kernbereiche der Reaktorsicherheit von der Sicherheitsleittechnik, über die Bruchsicherheit zentraler Komponenten bis hin zu Fragen der Verwundbarkeit gegenüber terroristischen Angriffen betreffen.

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