Vattenfall Europe:Führungswechsel beim Energieriesen

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Die deutsche Tochter des schwedischen Vattenfall-Konzerns bekommt zum zweiten Mal binnen weniger Monate einen neuen Chef. Hans-Jürgen Cramer wird abgelöst durch den Leiter des polnischen Vattenfall-Geschäfts, Tuomo Hatakka.

Der Aufsichtsrat von Vattenfall Europe bestellte den Leiter des polnischen Vattenfall-Geschäfts, Tuomo Hatakka, mit Wirkung vom 1. Januar 2008 zum neuen Vorstandsvorsitzenden.

Der jetzige Chef Hans-Jürgen Cramer, der nur als Vorstandssprecher amtierte, gebe diese Position zum gleichen Zeitpunkt auf, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Cramer war erst vor vier Monaten nach den Pannen bei den von Vattenfall Europe betriebenen Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel für Klaus Rauscher an die Spitze der Nummer Drei unter den deutschen Stromunternehmen gerückt.

Der Aufsichtsrat beschloss darüber hinaus, die deutschen und die polnischen Unternehmensteile unter dem Dach einer neuen "Business Group Central Europe" zusammenzuführen. Auch an der Spitze dieser Einheit solle Hatakka stehen. Das Unternehmen begründete diesen Schritt mit dem Zusammenwachsen des europäischen Strommarktes, dem die Konzernstruktur angepasst werden müsse.

Da es bereits heute einen geschäftlichen Schwerpunkt von Vattenfall im Grenzgebiet von Deutschland und Polen gebe, sei die Verzahnung der beiden nationalen Firmenteile naheliegend. Damit werde die Ausgangsposition für mehr Wachstum gestärkt. Hatakka sei der richtige Mann, um die Führungsaufgabe in diesem Prozess zu übernehmen, sagte Vattenfall-Chef Lars Josefsson, der dem Aufsichtsrat von Vattenfall Europe vorsitzt. Die Umstrukturierung muss noch vom Aufsichtsrat der schwedischen Muttergesellschaft abgesegnet werden.

Unzureichende Vernetzung

Cramer wird nach Angaben des Unternehmens zunächst nur aus dem Amt des Vorstandssprechers scheiden. Seine Aufgaben als Vorstandsmitglied für Vertrieb und Wärme werde er weiterhin wahrnehmen und dann erst zur Mitte des kommenden Jahres auf eigenen Wunsch das Unternehmen ganz verlassen.

Unternehmensnahe Kreise hatten schon vor wenigen Wochen erklärt, Cramer solle auf Druck von Josefsson seinen Platz räumen. Als ein Grund war genannt worden, dass Cramer zu selbstständig agiere.

Zeitungen hatten darüber hinaus berichtet, Josefsson bemängle eine unzureichende Vernetzung von Cramer mit der Politik, was für den Konzern, der Strom in Deutschland vor allem aus Braunkohle und Kernenergie erzeugt, ein wichtiges Feld sei. Josefsson selbst berät Kanzlerin Angela Merkel in der Klimapolitik.

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