Vantage Towers:Vodafone bringt Türme aufs Parkett

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Immer mehr Telekommunikationsunternehmen lagern ihre Sendemasten in eigenständige Firmen aus – nun auch Vodafone. (Foto: Stefan Sauer/dpa)

Mit dem Börsengang will Vodafone Anfang 2021 einem Trend in der Branche folgen.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Ohne Funktürme auf dem Land und Masten auf so manchem Dach hätte kein Handy dieser Welt Empfang. Doch muss ein Netzbetreiber selbst jene Beton- und Stahlkolosse besitzen, auf denen seine Antennen stehen? Nein, sagt Vodafone. Der britische Konzern hat seine sogenannte passive Infrastruktur in die neue Firma Vantage Towers mit Sitz in Düsseldorf ausgelagert. Sie soll Anfang 2021 in Frankfurt an die Börse gehen. Nun hat sich die Vodafone-Tochter erstmals an Investoren und an die Öffentlichkeit gerichtet.

"Wir haben einen klaren Wachstumspfad", sagt Firmenchef Vivek Badrinath. Vantage Towers besitzt etwa 68 000 Standorte in Europa, davon gut 19 000 in Deutschland. Weitere 7100 kämen in den nächsten Jahren sicher hinzu, mithin werden auch die Mieteinnahmen steigen. "Der mobile Datenverkehr wächst enorm", sagt Badrinath. Staaten wie Deutschland schreiben in Frequenzauktionen vor, dass Netzbetreiber ihre Funklöcher stopfen müssen. Auch vom Ausbau des neuen Funkstandards 5G will Vantage Towers profitieren.

Zudem setzt Badrinath darauf, dass nicht nur die Mutter Vodafone Antennenplätze mietet: Schon heute nutzen auch konkurrierende Netzbetreiber und Sicherheitsbehörden einzelne Masten mit; den Faktor will Vantage erhöhen. Außerdem ziehe die Firma, wo es sinnvoll sei, Zukäufe in Betracht. Dafür habe man etwa eine Milliarde Euro zur Verfügung, sagt Badrinath.

Tatsächlich ist es in Amerika üblich, dass Mobilfunkkonzerne Plätze auf den Masten neutraler und spezieller Betreiber mieten. In Deutschland hingegen haben Netzbetreiber ihre Masten lange selbst gebaut und allein genutzt. Allerdings schließen die Mobilfunkanbieter mehr und mehr Kooperationen, auch weil sich vielerorts Widerstand gegen neue Sendemasten regt. Und sie lagern - wie Vodafone - ihre Masten in eigenständige Unternehmen aus: Beispielsweise hat die Telekom die Deutsche Funkturm gegründet, die ihr freilich bislang noch vollständig gehört. Telefónica ("O2") hat Tausende Funkstandorte in die Firma Telxius ausgelagert, an der ein US-Finanzinvestor mitbeteiligt ist.

Denn in Zeiten niedriger Zinsen sind scheinbar langweilige Immobilien wie Funkmasten unter Investoren gefragt: Sie versprechen planbare Einnahmen. Vantage Towers etwa prognostiziert für dieses Jahr einen Gewinn von gut 520 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; davon wollen die Düsseldorfer kommendes Jahr 280 Millionen Euro Dividende ausschütten. Telekom-Konzerne können den hohen Wert, den Investoren Funktürmen zumessen, nur heben, wenn sie entsprechende Töchter teilverkaufen oder an die Börse bringen. Das verschafft ihnen einmalig mehr Spielraum, um in Frequenzen und Antennentechnik zu investieren.

© SZ vom 18.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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