Utz Claassen:Mit 44 in die millionenschwere Frührente

Lesezeit: 2 min

Als EnBW-Chef Utz Claassen vor kurzem seinen Ausstieg ankündigte, war die Überraschung groß. Nun wird bekannt, dass offenbar millionenschwere Übergangszahlungen auf ihn warten.

Der scheidende Vorstandschef des Energieversorgers EnBW, Utz Claassen, hat nach einem Bericht des Handelsblatts Anspruch auf eine millionenschwere "Frührente".

Aus dem Geschäftsbericht 2006 lasse sich ableiten, dass sich die jährlichen Zahlungen an den 44-Jährigen auf knapp 400.000 Euro belaufen könnten, berichtete die Zeitung am Mittwoch.

Bis zum Erreichen der Altersgrenze mit 63 Jahren würde Claassen demnach rund sieben Millionen Euro Übergangsgeld erhalten. Claassen und die EnBW lehnten auf Nachfrage eine Stellungnahme dazu ab.

Schreiben des Aufsichtsratsvorsitzenden

Der Zeitung liege ein Schreiben des EnBW-Aufsichtsratsvorsitzenden Claus Dieter Hoffmann vor, in dem dieser bestätigt, "dass Herr Prof. Claassen unmittelbar nach Beendigung seiner Tätigkeit für die EnBW Anspruch auf Versorgungsbezüge hat." Claassen verlässt zum 30. September den Stromkonzern - nach eigener Darstellung freiwillig.

Sollte er einen neuen Job antreten, würde das Gehalt auf sein Übergangsgeld angerechnet. Nach 2026 bekommt Claassen dem Bericht zufolge eine EnBW-Rente, die genau so hoch ist wie das Übergangsgeld.

Arbeitsrechtler kritisierten laut "Handelsblatt" solche Abfederungen als unangemessen. "Es ist keine Rechtfertigung dafür ersichtlich, einem Vorstand nach seinem Ausscheiden noch 18 Jahre lang bis zur Pension sechsstellige Summen zu überweisen", sagt der Stuttgarter Fachanwalt Alexander Burger von der Stuttgarter Kanzlei Kasper Knacke Wintterlin & Partner.

"Bedient unnötig den Neidkomplex"

Der Kienbaum-Vergütungsexperte Alexander von Preen meinte: "Die Bezahlung sollte sich an der Leistung und Tätigkeitsdauer orientieren. Was da bei der EnBW passiert, tut der gesamten Managerriege nicht gut und bedient unnötig den Neidkomplex.".

Auch Aktionärsschützer zeigten sich empört. Der Sprecher der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jürgen Kurz, betonte, der Corporate-Governance-Kodex sehe zwar eine angemessene Vergütung vor. "Warum aber soll es angemessen sein, dass jemand über Jahre hinweg solche Zahlungen erhält", sagte Kurz.

Im Fall Claassen handele es sich um die Möglichkeit einer "19- jährigen Frühverrentung". "Hier sind Aufsichtsräte gefordert, wenn solche Verträge zu Lasten Dritter, der Aktionäre, geschnürt werden", sagte Kurz.

"Nicht im Sinne des Corporate-Governance- Kodex"

"Zahlreiche Unternehmen machen in ihren Geschäftsberichten keine Aussagen zu Übergangsgeldern. Das ist nicht transparent und daher auch nicht im Sinne des Corporate-Governance- Kodex."

Einer Kienbaum-Studie zufolge zahlen rund ein Drittel der 1500 deutschen Kapitalgesellschaften ähnliche Übergangsgelder. Laut Handelsblatt ist die Ausgestaltung aber sehr unterschiedlich.

So zahle die Deutsche Bank nur sechs Monate Übergangsgeld. Andere Unternehmen befristeten es auf zwei Jahre oder zahlten nur, wenn ein scheidender Vorstand mindestens 55 Jahre alt sei.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: