USA:Boeing räumt auf

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Nach einer Serie von Skandalen ist der Chef des US-Luftfahrt- und Rüstungskonzerns, Phil Condit, unerwartet zurückgetreten. Damit haben binnen Wochenfrist bereits zwei Top-Manager Boeing verlassen.

Boeing-Vorstandschef Phil Condit hat am Montag völlig überraschend seinen Hut genommen. Zuvor hatte der Verwaltungsrat beschlossen, dem von der Branchenkrise gebeutelten Konzern eine neue Führungsstruktur zu verpassen.

Das neue Lieblingskind von Boeing: Der 7E7 in einer Studie. (Foto: Quelle: AP)

Boeing bläst in den letzten Monaten angesichts der immer stärkeren Konkurrenz durch den europäischen Airbus-Konzern der Wind kräftig ins Gesicht. Neuer Boeing-Vorstandschef wird mit sofortiger Wirkung Condits bisheriger Vize Harry Stonecipher, wie das Unternehmen mitteilte.

"Ablenkungen und Kontroversen"

Zum neuen Verwaltungsratsvorsitzenden wurde Lewis Platt berufen, der frühere Chef des Computerherstellers Hewlett-Packard. Condit erklärte, er wolle mit seinem Rücktritt dafür sorgen, dass Boeing die "Ablenkungen und Kontroversen" des vergangenen Jahres hinter sich lassen könne.

Das Unternehmen stecke derzeit inmitten einiger der wichtigsten Projekte in seiner Geschichte.

Vor einer Woche hatte das Unternehmen überraschend Condits Finanzvorstand Mike Sears wegen unethischen Verhaltens entlassen.

Sears soll mit einer Raketenexpertin über eine Anstellung verhandelt haben, die zu dem Zeitpunkt aber noch für die US-Regierung tätig war und damit Aufträge an Boeing hätte beeinflussen können. Das US-Verteidigungsministerium hat in dieser Angelegenheit Ermittlungen eingeleitet. Einen Zusammenhang zwischen der Entlassung und Condits Weggang wurde in der Erklärung aber nicht hergestellt.

Platt würdigte Condits Rücktritt als selbstlosen Schritt zum Wohl der Firma. Der neue CEO Stonecipher betonte: "Wir haben die richtige Strategie. Die Aufgabe, die vor uns liegt, heißt, sie durchzusetzen." Jahrzehntelang war Boeing unangefochten die Nummer eins in der Flugzeugproduktion.

Quantas entscheidet sich für Airbus

In diesem Jahr könnte allerdings der Rivale Airbus die Amerikaner als weltgrößten Produzent von Zivilflugzeugen ablösen. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 erzielt Boeing mit seinem Rüstungsgeschäft mehr Einnahmen als mit kommerziellen Flugzeugen. Auch die Raumfahrt- und Kommunikationssparte hat das Unternehmen mit Sitz in Chicago ausgebaut.

Airbus hatte Stunden vor Condits Rücktritt einen neuen Großauftrag vom boomenden Markt der Billigflieger vermeldet. Die australische Qantas beschloss nach Angaben vom Montag, 23 Maschinen vom Typ A320 für ihre neue Low-Cost-Tochter Jetstar zu bestellen.

Nach Listenpreis hat das Geschäft ein Volumen von 1,3 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro), doch dürfte Qantas in der aktuell schwierigen Branchenlage deutlich Nachlässe ausgehandelt haben.

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