US-Notenbank:Greenspan schließt weitere Zinssenkung nicht aus

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Notenbankchef Alan Greenspan hat vor dem US-Kongress weitere "substanzielle" Zinssenkungen in Aussicht gestellt, sollte es die Konjunktur in den Vereinigten Staaten erfordern.

(SZ vom 16.7.2003) — Greenspan trat Befürchtungen entgegen, die Notenbank könnte die Zinsen bald wieder anheben, nachdem die Bank sie im vergangenen Monat auf ein Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit 45 Jahren gesenkt hatte.

Nach der Einschätzung des Offenmarktausschusses, heißt es in Greenspans Rede vor dem Bankenausschuss des Repräsentantenhauses, könne die gegenwärtige Tiefzinspolitik für eine §beachtliche Zeit aufrecht erhalten werden, ohne inflationäre Gefahren heraufzubeschwören".

Schadensbegrenzung

Greenspans Rede sollte den Schaden beheben, den die missglückte Zinsentscheidung im vergangenen Monat angerichtet hatte. Der Offenmarktausschuss der Notenbank hatte am 25. Juni die Leitzinsen um einen Viertelprozentpunkt auf ein Prozent gesenkt, viele Händler hatten allerdings mit einem deutlicheren Zinsschritt von einem halben Prozentpunkt gerechnet.

Entsprechend verfehlte die Notenbank ihr Ziel, die Zinsen auf langfristige Staatsanleihen auf niedrigem Niveau zu stabilisieren. Gleichzeitig äußerte sie sich ohne erkennbaren Grund äußerst optimistisch zur Wirtschaftslage, in ihrer Stellungnahme zur Zinsentscheidung sprach sie sogar von "Anzeichen eines sich stabilisierenden Arbeitsmarktes".

Wenige Tage später wurden die Beschäftigungszahlen veröffentlicht, die einen unerwartet scharfen Anstieg der Arbeitslosigkeit ergaben, und der Glaubwürdigkeit der amerikanischen Notenbank Schaden zufügten.

Unterdessen muss die US-Regierung ihre Schätzung für das Haushaltsdefizit auf die Rekordhöhe von 450 Milliarden Dollar anheben. Damit wird Haushaltsdefizit in diesem Jahr deutlich höher ausfallen als angenommen.

Haushaltsdefizit von 450 Milliarden

Nach Angaben des Wall Street Journal muss die Regierung von George Bush wegen der Kosten des Irakkriegs ihre bisherige Schätzung um mindestens 150 Milliarden Dollar auf die neue Rekordsumme von 450 Milliarden Dollar erhöhen.

Das bislang höchste Defizit schrieben die Vereinigten Staaten 1992, als George Bush Senior, der Vater des amtierenden Präsidenten, das Land führte. Damals betrug das Defizit 290 Milliarden Dollar. Die Concorde Coalition, eine Lobbyorganisation, die sich für einen ausgeglichenen Haushalt einsetzt, bezeichnete die Regierung Bush als die "fiskalisch unverantwortlichste" der jüngeren Vergangenheit.

Das Präsidialamt war dagegen bemüht, die Höhe des Defizits herunterzuspielen. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt betrage das Defizit in diesem Jahr nur 4,5 Prozent. 1983, in Zeiten des deficit spending, der Verschuldungspolitik Ronald Reagans, betrug das Defizit sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

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