US-Autokonzern in der Krise:Chrysler streicht jede vierte Stelle

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US-Autobauer Chrysler baut 5000 Arbeitsplätze ab. Der Verkauf an General Motors wird immer wahrscheinlicher - und könnte noch mehr Jobs kosten.

Nach der angekündigten Streichung von 5000 Stellen wird ein Verkauf des US-Autobauers Chrysler an Rivale General Motors immer wahrscheinlicher. Die Übernahmegespräche zwischen GM und Chrysler-Eigentümer Cerberus seien in eine intensive Phase eingetreten, hieß es am Freitag aus Verhandlungskreisen.

Der Verkauf von Chrysler an GM wird immer wahrscheinlicher. (Foto: Foto: AP)

GM erwäge, für das Geschäft staatliche Hilfen zu beantragen, sagten mit den Gesprächen vertraute Personen. Analysten bezeichneten das sich abzeichnende Geschäft als "Zusammenschluss aus Verzweiflung".

Chrysler-Chef Bob Nardelli kündigte in einem Brief an die Mitarbeiter an, ein Viertel der Belegschaft wegen eines "niemals dagewesenen Verkaufseinbruchs" abzubauen. Bei einer Übernahme durch GM rechnen Verhandlungskreise insgesamt sogar mit dem Verlust von 30.000 bis 40.000 Arbeitsplätzen.

Da auch zahlreiche Händler und Zulieferer vor dem Aus ständen, überlege GM, staatliche Hilfen zu beantragen, hieß es aus Gesprächskreisen.

Eine Delegation von Politikern aus Michigan, in deren größter Stadt Detroit GM, Chrysler und Ford beheimatet sind, hatte von der US-Regierung bereits entsprechende Hilfen gefordert.

GM und Chrysler haben ähnliche Probleme, weshalb sich vielen Analysten der Sinn einer Fusion nicht erschließt. Beide leiden unter der Wirtschaftsflaute, gestiegenen Spritpreisen und der Nachfrageverschiebung hin zu verbrauchsarmen Autos. Bei Chrysler brachen die Verkäufe bis September um 25 Prozent ein, bei GM um 18 Prozent.

Aus Verhandlungskreisen hieß es, GM habe es vor allem auf die Finanzreserven von Chrysler abgesehen. GM hat in den vergangenen Jahren Verluste von über 50 Milliarden Dollar angehäuft und ist deshalb auf der Suche nach frischem Kapital.

Die Verhandlungen liefen auf den Verkauf der Chrysler-Autosparte an GM heraus, sagten mit den Gesprächen vertraute Personen. Im Gegenzug könne die Finanzierungsfirma GMAC, an der GM 49 und Cerberus 51 Prozent halten, ganz an den Finanzinvestor gehen. Cerberus spreche parallel aber auch mit anderen Partnern, unter anderem mit dem japanischen Hersteller Nissan.

Ceberus ist mit 80,1 Prozent Haupteigentümer von Chrysler. Die restlichen 19,9 Prozent sind noch in Besitz von Daimler, das diese ebenfalls loswerden will. Cerberus, Chrysler und GM äußerten sich nicht zum Stand der Verhandlungen. In den vergangenen Monaten hatten beide Konzern bereis Tausende Arbeitsplätze abgebaut.

GM beschloss im Juli die Reduzierung seiner Belegschaft um 15 Prozent und kündigte am Donnerstag zusätzliche Kürzungen an. Chrysler strich 1000 Bürojobs und will im Rahmen von Fabrikschließungen 1825 Arbeiter in Dalaware und Ohio abbauen. Im Rahmen der aktuellen Kürzungen bietet der Konzern ab November freiwillige Ausstiegsprogramme an, ab Dezember will er Kündigungen verschicken. Chrysler hat derzeit 17.332 Festangestellte, über die Zahl der Zeitarbeiter machte der Konzern keine Angaben.

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