Urteile im VW-Prozess:Das System der unersättlichen Gier

Wenn das Machtstreben zur Gier verkommt: Die VW-Affäre um Untreue und bezahlte Lustreisen ist ein seltener Fall von Korruption innerhalb eines Großunternehmens. Die Protagonisten des per Zufall aufgedeckten Skandals stehen für beispiellosen Filz zwischen Betriebsrat und Management.

Michael Kuntz, Braunschweig

Zehn Jahre lang versorgte der damalige Personalvorstand Peter Hartz den seinerzeitigen Betriebsratschef Klaus Volkert mit Lustreisen, Bordellbesuchen und geheimen Sonderboni in Millionenhöhe. Dafür war Hartz schon zu 576.000 Euro Geldstrafe und zwei Jahren Haft verurteilt worden. Der Arbeitsmarkt-Reformer Hartz kam auf Bewährung davon, der Arbeiterführer Volkert soll jetzt in den Knast. Bei zwei Jahren und neun Monaten ist eine Bewährung nicht mehr möglich. Der fristlos entlassene Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer ist finanziell ruiniert, bleibt aber auf freiem Fuß.

Die Akteure in der VW-Affäre stehen für einen in der Geschichte deutscher Unternehmen beispiellosen Filz zwischen Betriebsrat und Management. Erst der damals neue Vorstandsvorsitzende Bernd Pischetsrieder bereitete dem Spuk umgehend ein Ende, als er 2005 per Zufall von Exzessen in einem Berliner Hotel erfuhr - per Zufall, nicht etwa von der Buchhaltung oder der Revision.

Was begonnen hatte mit dem Wunsch des Gewerkschafters Volkert, wie ein Ko-Manager behandelt zu werden, endete in einem System der Gier.

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