Urteil des BGH:Garantie hat Einfluss auf Wert eines Autos

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Der Besitzer eines Sportcoupés hat vor dem Bundesgerichtshof Recht bekommen: Wenn ein Gebrauchtwagen trotz Zusage keine Garantie mehr hat, darf der Käufer ihn unter Umständen zurückgeben.

Hat ein Gebrauchtwagen trotz Zusage keine Garantie mehr, kann der Käufer das Auto unter Umständen beim Händler zurückgeben. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) am Mittwoch in Karlsruhe entschieden. Geklagt hatte der Besitzer eines gut 42 000 Euro teuren Sportcoupés, das kurz nach dem Kauf über eine Internet-Plattform im Juli 2013 Probleme machte und mehrmals in die Werkstatt musste. Dort wurden zwei Teile ausgetauscht - zunächst auf Garantie, denn nach den Angaben des Händlers sollte diese noch ein gutes Jahr laufen. Als eine Manipulation beim Kilometerstand aufflog, wollte die Werkstatt aber ihr Geld für die Reparaturen. Für den verärgerten Käufer Grund genug, das Auto zurückzugeben. Die Gerichte der Vorinstanzen hatten die abgelaufene Garantie nicht als Mangel gelten lassen. Aus ihrer Sicht handelt es sich dabei um eine rechtliche Beziehung zwischen Hersteller und Fahrzeughalter.

Dem BGH zufolge ist die Garantie aber sehr wohl ein Beschaffenheitsmerkmal, dem "beim Autokauf regelmäßig sogar ein erhebliches wirtschaftliches Gewicht" zukomme. Seit der Reform des Schuldrechts im Jahr 2001 sei hier ein weiter Begriff anzuwenden. Darunter fallen nach mehreren BGH-Entscheidungen der Vergangenheit nicht nur die Faktoren, die der gekauften Sache "selbst unmittelbar anhaften". Es zählen auch "all jene Beziehungen der Sache zur Umwelt, die . . . Einfluss auf die Wertschätzung der Sache haben" - also zum Beispiel eine Garantie. Entschieden ist der Streit damit aber noch nicht. Der BGH muss sich auf die Fakten stützen, die die Gerichte vor ihm ermittelt haben, und da bleiben etliche Fragen offen. So ist nicht bekannt, um wie viele Kilometer der Zählerstand manipuliert wurde und ob sich die Garantie durch eine Nachbesserung am Auto wiederherstellen ließe. Das Oberlandesgericht München muss den Fall nun neu verhandeln. (Az. VIII ZR 134/15)

© SZ vom 16.06.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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