Unveränderte Leitzinsen:Euro-Hoch lässt Zentralbank kalt

Lesezeit: 2 min

Trotz des starken Anstiegs des Eurokurses hat die EZB die Leitzinsen bei zwei Prozent belassen. Die Währungshüter teilen die Sorgen aus der Politik über ein Abbremsen des Aufschwungs durch die vom Euro verteuerten Ausfuhren nicht.

Von Helga Einecke

(SZ vom 09.01.04) - Mit Spannung warteten Devisenhändler am Donnerstag nach der Sitzung des EZB-Rats auf eine Reaktion zum jüngsten Anstieg des Eurokurses über 1,28 Dollar.

Stehenbleiben: Keine Zinssenkung im Euro-Raum. (Foto: Foto: dpa)

Zentralbank-Präsident Jean-Claude Trichet sagte, die Entwicklung des Wechselkurses habe zwar Auswirkungen auf die Exporteure in der Eurozone. Diese Auswirkungen würden aber durch die wachsende weltweite Nachfrage ausgeglichen.

Allerdings wiederholte Trichet sein zuvor mehrfach geäußertes Bekenntnis zu einem starken Euro nicht. Dagegen sagte er: "Wir mögen exzessive Turbulenzen und Volatilität an den Märkten nicht."

Euro am Nachmittag über 1,27 Dollar

Der Devisenhandel ignorierte diese Bemerkung und setzte den Kurs des Euro am Nachmittag auf über 1,27 Dollar fest , nachdem es am Morgen noch weniger als 1,26 Dollar waren.

Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung zeigte sich Trichet optimistisch. Das Wachstum nehme weltweit zu. In der Eurozone werde sich der Aufschwung im Laufe des Jahres verstärken. Auch die Ausfuhren der Eurozone dürften weiter wachsen. Der private Verbrauch werde durch die verbilligten Einfuhren gestützt.

Die EZB rechnet damit, dass der Anstieg der Lebenshaltungskosten 2004 unter die Marke von zwei Prozent fällt. Die wachsende Geldmenge sei kein Grund zur Sorge, solange der wirtschaftliche Aufschwung moderat bleibe.

Ideale Startbedingungen

Das Umfeld in Europa biete wegen des geringen Anstiegs von Löhnen, Inflation und Zinsen sowie der Existenz von Spargeldern und Kapital ideale Startbedingungen für eine wirtschaftliche Dynamik. Es fehle lediglich an Zuversicht.

Nicht Zuversicht, sondern Sorgen sind der Tenor eines Berichts des Internationalen Währungsfonds (IWF). Er warnt vor einem abrupten Rückgang des Dollarkurses. Wenn die USA nicht tätig würden, könnte sich das Problem verschärfen. Bisher sei die Bewegung zwar in geordneten Bahnen verlaufen.

Aber in der Euro-Zone und in Japan würden Entscheidungen schwieriger, zumal die beiden Währungsräume nur begrenzte Reaktionsmöglichkeiten hätten.

Absprachen möglich

Das ist deshalb bemerkenswert, weil beim IWF die Fäden der globalen Währungspolitik zusammenlaufen und unter seinem Dach Absprachen möglich sind.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement erhoffte sich ein Zinssignal von der EZB, weil der hohe Euro ein Risiko für die Wachstumsprognose der Bundesregierung sei.

Der belgische Regierungschef Guy Verhofstadt forderte die EZB auf, die Leitzinsen zu senken, wenn sich der Höhenflug des Euro fortsetzt.

Der EU-Handelskommissar Pascal Lamy meinte:"Wir nähern uns der Zone, wo es Probleme geben könnte." Allerdings habe die Abhängigkeit der Euro-Ländern von Währungsschwankungen deutlich abgenommen. 90 Prozent der Wirtschaft sei davon nicht betroffen.

Potenzielles Risiko

Dagegen sieht Jürgen Stark, Vizepräsident der Bundesbank, im Wechselkurs ein potenzielles Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung, sofern sich Geschwindigkeit und Ausmaß der Euro-Aufwertung fortsetzen.

Bundesbankpräsident Ernst Welteke nannte den Eurokurs einen Marktpreis, der von Notenbanken nicht beeinflusst werden könnte.

Die japanische Notenbank versucht seit geraumer Zeit, den Auftrieb des Yen gegenüber dem Dollar mit Interventionen abzubremsen. In den ersten beiden Tagen dieser Woche soll sie umgerechnet 22,5 Milliarden Euro dafür eingesetzt haben. Im Gesamtjahr 2003 waren es umgerechnet rund 150 Milliarden Euro.

Am Donnerstag wurde der Dollar mit 106 Yen gehandelt. Zu Interventionen äußert sich die Europäische Zentralbank im Gegensatz zur japanischen Notenbank nicht.

"Interventionen jederzeit möglich"

Trichet hatte aber vor kurzem in einem Interview gesagt, Interventionen seien jederzeit möglich. Der EZB-Präsident wollte am Donnerstag nicht sagen, ob der Rat über eine Leitzinssenkung diskutiert hat.

Ein Thema war dagegen eine mögliche Klage der EU-Kommission wegen der Nichteinhaltung des Stabilitätspakts durch Deutschland und Frankreich. Währungskommissar Pedro Solbes hatte an der Sitzung teilgenommen und den Stand der Dinge erläutert. Die EZB selbst wolle sich zu dem Thema nicht äußern, hieß es.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: