Unternehmensberaterin:Coaching braucht Nähe

(Foto: N/A)

Aniko Willems, 44, besucht normalerweise Firmen, um Workshops mit den Mitarbeitern zu machen - jetzt sind alle Angestellten im Home-Office.

"Normal fahre ich zu Firmen und halte Workshops, moderiere Veranstaltungen und berate bei Veränderungen. Seit sieben Tagen ist Schluss, die Termine wurden auf einen Schlag abgesagt. Bei den meisten Unternehmen gibt es keine Meetings mehr über zehn Personen. Ich berate hauptsächlich Industrieunternehmen und Automobilzulieferer, fast alle Mitarbeiter, die nicht am Band stehen, müssen im Home Office bleiben. Ich habe das Glück, dass ich nicht nur von den Vorort-Terminen lebe, sondern auch Konzeptarbeit mache und einige Meetings virtuell gehalten werden. Ein Kollege von mir macht nur Trainings, dem sind von einem auf den anderen Tag alle Aufträge weggebrochen. Aber auch bei mir liegt der finanzielle Verlust durch die Krise jetzt schon bei 7000, 8000 Euro. Langfristig ist die Corona-Krise ein guter Zeitpunkt, um noch einmal über ein bedingungsloses Grundeinkommen nachzudenken. Selbständige müssten damit nicht mehr mit der Angst leben, dass ihnen von einem auf den anderen Tag die Existenzgrundlage verloren geht. Auch sollte sich jeder Einzelne Gedanken über Solidarität machen. Ich meide soziale Kontakte, arbeite im Home Office und gehe spazieren, statt mich in Bars oder Restaurants zu treffen. Um andere zu schützen und weil ich weiß, was es bedeutet, wenn ich wegen einer Infektion ganz ausfalle. Wir Selbständige bekommen keinen Lohn, wenn wir krank sind. Da ist es echt beklemmend, wenn man Bilder von vollen Baumärkten oder dem Viktualienmarkt in München sieht, wo Leute dicht zusammenstehen. Viele davon sind wahrscheinlich Angestellte und durch das Virus nicht sofort in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht." Helena Ott/Foto: oh

© SZ vom 21.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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