UMTS:Mobilcom gibt Lizenz zurück

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Das Mobilfunkunternehmen hat seine im Jahr 2000 erworbene Lizenz für die Mobilfunktechnik UMTS an die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation zurückgeben und damit über 8 Milliarden Euro verloren.

Nach drei Jahren und drei Monaten ist das UMTS-Abenteuer für den Telefonanbieter Mobilcom nun endgültig abgeschlossen: Das Unternehmen hat seine für 8,4 Milliarden Euro gekaufte UMTS-Lizenz zurückgegeben.

Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen den Schritt am Dienstag in Büdelsdorf, wie das Unternehmen mitteilte. Damit sei Mobilcom frei, als Service-Provider auch UMTS-Dienste etwa von T-Mobile oder Vodafone anzubieten. Lizenzinhaber dürften nicht zugleich Service-Provider sein.

Die Lizenz wurde nach Angaben eines Sprechers am Dienstag zurückgegeben. Mobilcom hatte im August 2000 eine der sechs deutschen Mobilfunklizenzen gekauft. Vorstandschef und Hauptaktionär Gerhard Schmid startete einen energischen Aufbau des Netzes von Sendestationen. Er wollte als erster ein UMTS-Netz in Deutschland in Betrieb nehmen.

Streit mit dem großen Partner

Doch schon etwas mehr als ein Jahr später kam der Telefonanbieter in Schwierigkeiten: Schmid zerstritt sich mit France Telecom, die sich an Mobilcom beteiligt hatte. Die Franzosen wollten so in den deutschen UMTS-Markt einsteigen, von dem Telefonmanager sich damals gigantische Gewinne versprachen.

France Telecom sollte die Kosten für den Netzaufbau tragen. Anfang 2002 wollten die schuldenbeladenen Franzosen aber langsamer beim Aufbau von UMTS-Sendestationen voranschreiten. Schmid lehnte dies ab.

Es begann ein Streit, in dessen Verlauf Schmid als Vorstandschef zum Rücktritt gezwungen wurde. Er musste seine Aktien verpfänden, das Unternehmen kam wegen hoher Schulden nur knapp an der Pleite vorbei. Schmid erklärte seine Privatinsolvenz.

Finanzchef Thorsten Grenz übernahm den Vorstandsvorsitz und sanierte Mobilcom, das heute wieder schwarze Zahlen schreibt. Das Unternehmen hat sich auf das alte Geschäft konzentriert und vermittelt wieder Handy-Verträge.

Rückerstattung nicht ausgeschlossen

In einem Interview vor wenigen Wochen schloss Grenz nicht aus, dass Mobilcom nach dem fehlgeschlagenen UMTS-Abenteuer weiter auf eine Rückerstattung eines Großteils der Lizenzgebühren beharren würde. "Wir haben die Lizenz mit einer Laufzeit von 20 Jahren für 8,5 Milliarden Euro erworben", sagte Mobilcom-Chef der Zeitschrift Wirtschaftswoche. "Wenn wir sie jetzt, nach drei Jahren, zurückgeben, könnten wir 85 Prozent des Preises zurückfordern".

In der Rückgabe-Erklärung vom Dienstag hieß es, über weitere Schritte hätten die Gremien noch nicht entschieden.

Nun steht noch die Lizenz des Anbieters Quam aus, wie die Regulierungsbehörde am Dienstag bestätigte.

Das in München ansässige Gemeinschaftsunternehmen der spanischen Telefonica und der finnischen Sonera hatte den Betrieb bereits Mitte November vergangenen Jahres eingestellt.

Notfalls einziehen

Notfalls könnte die Regulierungsbehörde die Lizenz einziehen, da Quam wie Mobilcom kein eigenes UMTS-Netz aufgebaut hat, das die Lizenzbedingung erfüllen würde, zum Ende des Jahres 2003 mindestens 25 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung zu erreichen.

Was mit den Frequenzpaketen, die mit den UMTS-Lizenzen verbunden sind, in Zukunft geschieht, steht noch nicht endgültig fest.

Seitens der Regulierungsbehörde wurde eine neuerliche Versteigerung der frei gewordenen Lizenzen ausgeschlossen. Die Frequenzen könnten neu vergeben werden, wenn die verbleibenden vier UMTS-Betreiber sie für den Aufbau ihrer Netze nutzen wollten.

Möglicherweise werden Frequenzbereiche aus den beiden nicht genutzten Lizenzen aber auch erst im Jahr 2007 verteilt, wenn planmäßig bisher anderweitig reservierte Frequenzbänder frei werden und nach Vorstellung der Regulierungsbehörde dem UMTS-Spektrum zugeteilt werden sollen.

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