Umstrukturierung:Electrolux zerlegt AEG

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Der schwedische Konzern ändert die Firmenstruktur der AEG Hausgeräte GmbH, um auf dem hart umkämpften deutschen Markt wettbewerbsfähiger zu werden.

Von Harald Schwarz

Der Konzern plant, vom 1. September an alle Abteilungen der AEG Hausgeräte GmbH zu verselbstständigen, die nicht unmittelbar an der Herstellung von Produkten beteiligt sind.

AEG verliert durch die formale Umstrukturierung an Identität. (Foto: Foto: dpa)

Im Kern läuft der Vorschlag des deutschen Managements auf Ausgründungen in fünf wirtschaftlich und rechtlich selbstständige Firmen hinaus.

Betroffen von der geplanten Aufteilung sind insgesamt 4166 Beschäftigte der AEG Hausgeräte GmbH.

Nach Angaben von Electrolux kann das Unternehmen "durch die optimierte interne Ablauforganisation", durch die keine Arbeitsplätze entfallen würden, flexibler auf die sich rasch verändernden Marktbedingungen reagieren. Die gemeinsamen Interessen der neuen Gesellschaften wird die Electrolux Deutschland GmbH mit den Geschäftsführern Martin Wolgschaft und Eberhard Queissner wie bisher als Holding wahrnehmen.

Ein formaler Schritt

Herzstück in der künftigen Struktur bleibt die AEG Hausgeräte GmbH mit den beiden Fabriken in Nürnberg - 1716 Mitarbeiter in der Produktion sowie 68 Beschäftigte in der Entwicklung und 39 weitere Arbeiter und Angestellte - und Rothenburg, wo insgesamt 867 Frauen und Männer ihr Geld verdienen.

Mit Blick auf das ungeklärte Schicksal des Nürnberger Werks betonte Geschäftsführer Wolgschaft am Freitag: "Auf die derzeit laufende Untersuchung über eine mögliche Schließung des Werks Nürnberg unter der Leitung von Dieter Lange hat dieser formale Schritt (der Verselbstständigung, Anm. d. Red.) keinen Einfluss und steht auch in keinem Zusammenhang damit."

Mit dem drohenden Aus für die Fabrik ist momentan der Wirtschaftsausschuss des Unternehmens befasst, dem Vertreter des Managements und der Arbeitnehmerseite angehören. Nachdem ein erstes Treffen ohne konkretes Ergebnis geblieben war, ist für kommenden Montag eine zweite Sitzung anberaumt worden.

Kosten sollen deutlich sinken

Electrolux-Vorstandsmitglied Johann Bygge sagte, es müssten "unangenehme Entscheidungen" getroffen werden, denn die Gruppe sei in einer "äußerst schwierigen Situation". Die Kosten müssten deutlich gesenkt werden. Um wie viel, sagte er aber nicht.

Auf die Frage, bis wann ein Beschluss über das Nürnberger Werk herbeigeführt werden solle, antwortete er: "Wir nehmen uns die notwendige Zeit für die Untersuchung. Es gibt keine Deadline. " Bis zu einer Entscheidung dürfe es "aber nicht zu lange dauern".

Umbau mehrerer Sparten

Der Umbau der Firma hierzulande betrifft neben Produktion und Entwicklung noch vier andere Sparten. So soll erstens aus der Abteilung Kundendienst die Electrolux Services GmbH mit 427 Beschäftigten entstehen. Die logistischen Aufgaben in Deutschland werden zweitens in der Electrolux Logistics GmbH mit 181 Leuten gebündelt.

Die Distribution der Ersatzteile in Zentraleuropa mit 212 Beschäftigten wird drittens in der Distriparts Deutschland GmbH zusammengefasst. Und viertens soll es die Electrolux Hausgeräte Vertriebs GmbH mit 636 Mitarbeitern geben, bei der Aufgaben wie Marketing, Vertrieb und Verwaltung angesiedelt sein werden.

Die vier Firmen sind künftig nicht mehr tarifgebunden. Bisher gehörten sie zum Beritt der IG Metall. Wolgschaft zufolge kann es sein, dass die Beschäftigten künftig bei unveränderter Vergütung länger arbeiten müssen.

© SZ vom 18.06.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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