Umsatzeinbruch in den USA:Porsche steigt nach rasanter Fahrt auf die Bremse

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Ungewöhnliche Töne aus Stuttgart: Die erfolgsverwöhnte Sportwagenschmiede Porsche dämpft die Erwartungen ans laufende Geschäftsjahr. In den USA gebe es sogar einen Umsatzeinbruch.

"Gedämpft zuversichtlich" sei der Konzern für das am 1. August angelaufene Geschäftsjahr 2006/2007, erklärte Porsche am Mittwoch bei der Vorlage seiner Bilanz in Stuttgart.

Der teuerste Porsche: Der Carrera GT wird in Leipzig zusammengebaut. (Foto: Foto: dpa)

Mit einer weiteren Gewinnsteigerung werde allerdings nicht gerechnet. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte das Unternehmen mit einem Vorsteuerergebnis von 2,11 Milliarden Euro noch einen Rekordgewinn ausgewiesen.

Die Bestmarke beim Ergebnis lag indes vor allem an Unternehmensverkäufen und einmaligen Effekten aus der Beteiligung an Volkswagen.

"Diese Ergebnis wird sich in dieser Höhe nicht halten lassen", sagte Vorstands-Chef Wendelin Wiedeking am Mittwoch in Stuttgart. "Auch bei uns wachsen die Bäume nicht in den Himmel", fügte er mit Blick auf die ersten vier Monate des neuen Geschäftsjahres hinzu, in denen der Umsatz gegenüber dem Vorjahr wohl leicht um 0,7 Prozent auf 2,05 Milliarden Euro gewachsen ist.

Der Absatz in Nordamerika brach jedoch um 17,6 Prozent auf 9310 Einheiten ein.

Dritter Aufsichtsratssitz bei VW angestrebt

Darüber teilte Porsche mit, dass der Einfluss bei Volkswagen mit einem dritten Aufsichtsratssitz ausgebaut werden solle.

Bei der Neubesetzung des VW-Aufsichtsrats im kommenden Jahr müsse Porsche als Großaktionär "mindestens drei" statt bisher zwei Sitze in dem Gremium besetzen, forderte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking am Mittwoch in Stuttgart.

Ob er dabei selbst für den Vorsitz des Gremiums zur Verfügung stehen würde, ließ er offen.

"Darüber zu philosophieren ist interessant, aber am Ende wird der gesamte VW-Aufsichtsrat entscheiden." Derzeit gehören als Porsche-Vertreter Wiedeking und sein Finanzvorstand Holger Härter dem VW-Kontrollorgan an.

Interpretationssubjekt Piëch

Ob der Aufsichtsratsvorsitzende und Porsche-Großaktionär Ferdinand Piëch als Porsche-Vertreter gelten müsse, "ist eine Interpretationsfrage", sagte Wiedeking weiter.

Meldungen, Porsche habe sich im Frühjahr mit dem Land Niedersachsen als zweitgrößtem VW-Anteilseigner vereinbart, den derzeitigen VW-Aufsichtsratschef bei der turnusgemäßen Neubesetzung im kommenden Jahr nicht erneut an die Spitze des Gremiums zu wählen, wollte der Porsche-Chef nicht kommentieren.

"Wenn wir 29,9 Prozent der Anteile halten, ändert das die Situation", fügte er hinzu. Porsche ist mit 27,4 Prozent der Stimmrechte größter VW-Aktionär und hat im November angekündigt, den Anteil auf 29,9 Prozent weiter aufzustocken. Zum Zeitplan der Aufstockung wollte sich Wiedeking aber nicht äußern.

Eine engere Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen, das 20,8 Prozent der VW-Stimmrechte hält, schloss Wiedeking aus.

"In diese Falle werden wir nicht tappen"

Sollten die beiden Großaktionäre ihr Verhalten abstimmen, so bestehe die Gefahr, dass sie zusammengerechnet würden und dann gemeinsam ein Angebot zur VW-Komplettangebot unterbreiten müssten. Wiedeking: "In diese Falle werden wir nicht tappen." Die Zusammenarbeit bei VW werde sich daher auf die Arbeit der Vertreter beider Anteilseigner im Aufsichtsrat beschränken.

Zurückgewiesen hat Wiedeking erneut Spekulationen, Porsche plane eine vollständige Übernahme des Wolfsburger Konzerns. Dies sei nicht Teil der Porsche-Planung.

Auch eine Zerschlagung des VW-Konzerns und eine Übernahme der VW-Tochter Audi durch Porsche, über die ebenfalls spekuliert worden war, schloss er aus. Audi sei fest in die Synergien des VW-Konzerns integriert. "Diese Synergien aufzugeben, macht überhaupt keinen Sinn."

Kritik am VW-Gesetz

Heftige Kritik übt Wiedeking erneut am VW-Gesetz, dass den Einfluss aller Aktionäre auf 20 Prozent der Stimmrechte begrenzt und dem Land Niedersachsen eine Vertretung im Aufsichtsrat garantiert.

"Es kann nicht sein, dass ein Aktionär wie das Land Niedersachsen ohne Wahl Plätze im Aufsichtsrat besetzen kann. Auch diese Damen und Herren müssen sich dem Votum der Aktionäre stellen." Er hoffe daher, dass das Gesetz demnächst vom Europäischen Gerichtshof aufgehoben wird.

Das Luxemburger Gericht wird am kommenden Dienstag erstmals mündlich über die Vereinbarkeit des VW-Gesetzes mit EU-Recht verhandelt. Sollten die EU-Richter das Gesetz nicht aufheben, so "gibt es auch andere Wege", deutete Wiedeking an. Einzelheiten wollte er nicht nennen.

"Wir haben Zeit"

Konkrete Pläne, als Großaktionär auf anderem Wege gegen das Gesetz vorzugeben, gebe es aber nicht. "Wir haben Zeit."

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