Umfrage:Viele Vorurteile, wenig Wissen

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Bundesbürger sind E-Autos gegenüber sehr skeptisch. Sie unterschätzen die Reichweite der Fahrzeuge.

Von Jasmin Siebert, München

Man bleibt mitten in der Pampa mit leerem Tank liegen und weit und breit ist keine Tankstelle in der Nähe: Diese Vorstellung ist wohl für jeden Autofahrer ein Albtraum. Wer an Elektroautos denkt, hat meist noch ein wenig mehr Angst vor einem solchen Szenario. Schließlich wurden die vermeintlich kurzen Reichweiten und die wenigen öffentlichen Ladestationen in der Vergangenheit immer wieder als entscheidende Argumente gegen die Technologie angeführt.

Doch die Technik hat zuletzt Fortschritte gemacht. Mit neueren Modellen kann man - je nach Fahrweise - zwischen 200 und 300 Kilometer weit kommen. Vielen Autofahrern reicht das allerdings noch nicht. Mehr als 40 Prozent der Menschen wünschen sich, dass ein E-Auto mindestens 450 Kilometer weit kommt, zeigte im Juni 2018 eine gemeinsame Umfrage des Energieversorgers Eon und des Onlineportals Statista. Zwar gaben 90 Prozent der etwa 2000 befragten Teilnehmer an, täglich weniger als 100 Kilometer zurückzulegen. Tief zu sitzen scheint allerdings die Angst, im Notfall nicht weit genug fahren zu können.

Die meisten Deutschen glauben nicht, dass das E-Auto den Verbrenner zügig verdrängt

Neben den Reichweiten unterschätzen viele auch die Zahl der Ladestationen, dabei ist diese deutlich gestiegen, auf inzwischen 17 400. "Angesichts der noch geringen Anzahl an E-Autos wird der heutige Bedarf damit bei weitem gedeckt", sagt Stefan Kapferer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Viele Städte planen in diesem Jahr, weitere Ladesäulen aufzustellen. In Stuttgart beispielsweise, wo rund 1500 Elektrofahrzeuge zugelassen sind, werden die Ladeplätze in der Innenstadt inzwischen knapp, berichtete die Stuttgarter Zeitung. In diesem Jahr sollen zu den etwa 180 Ladestationen 300 weitere dazukommen.

Auch wenn Elektroautos im Straßenbild noch selten sind: Den Kauf eines solchen Fahrzeugs können sich immerhin schon fast zwei Drittel der Verbraucher vorstellen. Zumindest ist dies das Ergebnis einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Kantar Emnid und des Energieversorgers Eon, für die mehr als 10 000 Menschen in zehn europäischen Ländern befragt wurden.

Doch noch immer beherrschen Autos mit Verbrennungsmotor die Straßen, und die Deutschen sind wenig optimistisch, dass sich das in absehbarer Zeit ändern wird. Nur 13 Prozent der Befragten können sich vorstellen, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre mehr E-Autos als Benziner und Diesel unterwegs sein werden. Ein Drittel glaubt sogar, dass die Elektroautos niemals in der Überzahl sein werden. Neben dem vermeintlichen Mangel an Lademöglichkeiten hängt dies vermutlich auch mit den Ladezeiten zusammen. Denn wer möchte bei einer weiten Strecke schon alle zwei, drei Stunden zum Aufladen an Rastplätzen festhängen? Deswegen finden sich entlang von Autobahnen vor allem Schnelllader, die Fahrzeuge schon in 20 Minuten für die nächste Teilstrecke aufladen.

Einen Vorteil hat das Aufladen immerhin: Während das Betanken von Benzinern und Dieseln ein aktiver Vorgang ist, laden sich Elektroautos - einmal eingesteckt - ganz von allein auf. Dabeibleiben muss man aus Sicherheitsgründen nur, wenn einem der Strom in einer ladesäulenfreien Provinz ausgeht und man ausnahmsweise an einer normalen Steckdose aufladen muss.

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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