Umfrage:Jede zweite Firma sucht vergeblich Fachkräfte

Für Unternehmen wird es immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden. Sie schlagen Lösungen vor - um diese umzusetzen, braucht es aber auch Fachkräfte.

Von Henrike Rossbach, Berlin

Für knapp die Hälfte der deutschen Betriebe ist es Alltag, dass sie offene Stellen nicht oder nur mit großer Anstrengung besetzen können. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Unternehmensbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). 48 Prozent der Firmen gaben derartige Schwierigkeiten zu Protokoll; ein Jahr zuvor waren es nur 37 Prozent gewesen. Der DIHK geht von 1,6 Millionen unbesetzten Stellen aus, 300 000 mehr als im Vorjahr. Mitgezählt sind auch Stellen, bei denen die Firmen die Hoffnung inzwischen aufgegeben haben.

Der Fachkräftemangel führt in drei von vier Betrieben zu Mehrarbeit für die bestehende Belegschaft. Fast die Hälfte der Unternehmen rechnen aber damit, mittelfristig auch Aufträge ablehnen zu müssen. Dass die Digitalisierung diese Entwicklung in ihr Gegenteil verkehrt und zu Massenarbeitslosigkeit führt, erwartet der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks nicht. Vielmehr könne sie helfen, mit frei werdenden Personalressourcen anderswo Engpässe zu beheben. Mitarbeiter mit abgeschlossener Berufsausbildung sind für die Firmen besonders schwer zu finden, erst an zweiter Stelle folgen Akademiker. Die verbliebenen Langzeitarbeitslosen dagegen können laut DIHK die Lücke nicht füllen; sie bräuchten eine individuelle Begleitung in den Arbeitsmarkt und eine Qualifizierung in kleinen Schritten. Insgesamt sei eine Stärkung der beruflichen Bildung notwendig, auch am Gymnasium, sowie attraktive ländliche Regionen, Zuwanderung von Fachkräften und bessere Kinderbetreuung. Für all das aber brauche man ebenfalls Fachkräfte, sagte Dercks.

© SZ vom 14.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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