Umfrage:Familienunternehmen sind zu wenig digital

Lesezeit: 1 min

Harsches Urteil des Unternehmensberaters: Viele Firmen gingen naiv an die Digitalisierung heran.

Von Elisabeth Dostert, München

Die meisten deutschen Familienunternehmen unterschätzen die Digitalisierung. Das geht aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor. Viele fürchten zwar die Transparenz, den Wettbewerb, die Gefahr durch Cyber-Angriffe, Plattformen und neue Wettbewerber, teilweise auch durch künstliche Intelligenz, doch die meisten haben der Studie zufolge keine Vorstellung, zu welchen Umwälzungen die Digitalisierung führt. Nur drei Prozent der Befragten halten ihre Firma für "sehr angreifbar", 21 Prozent für "ziemlich angreifbar". Beide Werte sind im Vergleich zur Umfrage im Jahr 2016 deutlich gestiegen. Weltweit halten sich 31 Prozent für sehr bis ziemlich angreifbar. Für die Studie wurden knapp 3000 Familienunternehmen aus 53 Ländern befragt, darunter 171 aus Deutschland. Drei Viertel der deutschen Firmen sähen keinen Grund, ihr Geschäftsmodell zu verändern, um die Zukunft zu sichern, folgern die Berater aus den Antworten. Aufgrund des Wachstums in den vergangenen Jahren habe es keine ökonomische Notwendigkeit gegeben, etwas zu verändern. Das Urteil von Uwe Rittmann, Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC, liest sich ziemlich gnadenlos: Die Haltung der deutschen Firmen zeuge von einer "gewissen Blauäugigkeit und ungekannter Naivität". Wie die Droschkenkutscher, die Anfang des 20. Jahrhunderts die Erfindung des Autos falsch beurteilten, unterschätzen die deutschen Unternehmen im internationalen Vergleich die Macht und vor allem die Nachhaltigkeit der Digitalisierung, kritisiert Rittmann. Noch düsterer fällt die in der Studie zitierte Prognose von Martin Viessmann, Präsident des Verwaltungsrates der Viessmann-Werke aus: "Es wird ein Sterben von Familienunternehmen geben. Vielen wird die digitale Transformation nicht gelingen." Immerhin nennen 70 Prozent der Befragten in Deutschland die Digitalisierung gleichauf mit der Innovationskraft als eine zentrale Herausforderung. Ganz oben steht mit 84 Prozent die Gewinnung von Fach- und Führungskräften. 70 Prozent wollen in den nächsten zwei Jahren "signifikante Fortschritte" bei der Digitalisierung machen.

© SZ vom 15.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: