Übernahmespekulationen:Qiagen im Test

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Eine Weile war es ruhig. Nun treiben Übernahmespekulationen den Kurs von Qiagen wieder. (Foto: David Ebener/dpa)

Neuerliche Gerüchte treiben den Aktienkurs des Biotech­unternehmens in die Höhe.

Von Elisabeth Dostert, München

Zum Wochenbeginn ging es wieder mal aufwärts. Bis zum Montagnachmittag legte der Aktienkurs des Biotechunternehmens Qiagen um gut fünf Prozent auf knapp 32,6 Euro zu. Schon seit ein paar Wochen bewegen Übernahmespekulationen den Wert des Papiers teils heftig. Anfang Dezember überschritt der Aktienkurs im Handelsverlauf sogar die Marke von 39 Euro. Mitte November hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass es mehrere "nicht verbindliche" und "bedingte" Interessensbekundungen für eine vollständige Übernahme bekommen habe. Als ein Interessent wurde in Medienberichten der US-Konzern Thermo Fisher Scientific genannt.

An Heiligabend sagte Qiagen den eigenen Verkauf dann ab. Vorstand und Aufsichtsrat hätten die Prüfung potenzieller strategischer Alternativen abgeschlossen und seien zum Schluss gekommen, dass der Alleingang der beste Weg sei, um mehr Wert zu schaffen. Die Mitteilung setzte dem Kursflug ein jähes Ende. Der Kurs brach um fast ein Fünftel ein.

Qiagen mit rechtlichem Sitz im niederländischen Venlo und operativem Sitz in Hilden, stellt her, was Biotechnologieunternehmen in ihren Laboren brauchen, um Proben von DNS, RNS, Proteinen aus Blut, Gewebe und anderen Stoffen zu reinigen, zu verarbeiten und zu interpretieren, zum Beispiel Pipettenspitzen und Probenröhrchen. Das Geschäftsjahr 2019 lief eher mäßig. Qiagen musste Prognosen korrigieren. Eine mit hohem Aufwand entwickelte Technologie zur Gen-Sequenzierung musste Qiagen einstellen, verbunden mit hohen Wertberichtigungen.

Anfang Oktober trat Peer M. Schatz als Vorstandschef und Vorsitzender der Geschäftsleitung nach 27 Jahren in der Firma zurück. Interimschef wurde Senior Vice President Thierry Bernard, der den Konzern im Tandem mit Finanzchef Roland Sackers führt. Ein dauerhafter Nachfolger für Schatz ist noch nicht gefunden. In den ersten neun Monaten 2019 verharrten die Erlöse bei 1,1 Milliarden Dollar. Operativ machte der Konzern 106 Millionen Dollar Verlust, nach einem Gewinn von 178 Millionen Dollar im gleichen Vorjahreszeitraum.

Wissenschaftler der Universität Düsseldorf hatten das Unternehmen Mitte der Achtzigerjahre als Diagen Institut für Molekulare Diagnostik GmbH gegründet, ein paar Jahre später firmierte es in Qiagen um. Das Unternehmen galt als eine der Erfolgsgeschichten des Neuen Marktes. 1996 wurde es an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet, ein Jahr später am Neuen Markt in Frankfurt. Anders als viele der damaligen Börsenstars hat Qiagen den Niedergang des Marktsegmentes überlebt.

Größter Einzelaktionär ist laut Firmenangaben Blackrock mit 10,6 Prozent. Zu den neuerlichen Spekulationen wollte sich ein Konzernsprecher nicht äußern.

© SZ vom 21.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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