Übernahmekampf um Schering:Teuer erkaufter Sieg für Bayer

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Plötzliche Wende im Übernahmekampf um Schering: Die Pharmagruppe Merck, die zuletzt über 20 Prozent der Schering-Aktien kontrolliert hat, hebt ihre Blockade auf und verkauft die Anteile an Bayer. Der Preis ist allerdings happig.

Bayer hat den Übernahmekampf um den Berliner Pharmakonzern Schering gewonnen. Nur wenige Stunden vor Ablauf der Übernahmefrist kündigte das Darmstädter Familienunternehmen Merck an, es werde sein gesamtes Schering-Aktienpaket im Wert von 3,7 Milliarden Euro an Bayer verkaufen.

Gerangel um Schering: Präparate der beteiligten Unternehmen. (Foto: Foto: dpa)

Bayer-Chef Werner Wenning erklärte nach der überraschenden Einigung: "Wir sind sehr optimistisch, nunmehr mindestens die angestrebte Dreiviertelmehrheit bei Schering zu bekommen und damit den angestrebten Integrationsprozess schnell angehen zu können."

Die Einigung kommt Bayer allerdings teuer zu stehen. Der Leverkusener Konzern muss den ursprünglich gebotenen Kaufpreis um mehr als 400 Millionen Euro auf fast 17 Milliarden Euro aufstocken.

Alle außen stehenden Aktionäre profitieren

Denn nicht nur Merck, sondern alle außen stehenden Schering-Aktionäre werden von dem mit dem Familienunternehmen ausgehandelten neuen Kaufpreis von 89 Euro je Aktie profitieren.

Das ursprüngliche Übernahmeangebot sah lediglich 86 Euro je Aktie vor. Dennoch betonte Wenning: "Wir sind sehr froh über diese Entscheidung von Merck, denn ein langfristiger Bieterwettbewerb hätte die Zukunft von Schering stark beeinflusst."

Die Einigung stelle einen bedeutenden Schritt dar, um ein deutsches Pharma-Unternehmen von Weltklasse zu schaffen.

Einigung beschert Merck 400 Millionen Euro Gewinn

Merck bezifferte den außerordentlichen Ertrag durch das Geschäft mit den Schering-Aktien auf knapp 400 Millionen Euro. Das Unternehmen wies außerdem darauf hin, dass Merck und Bayer in den gemeinsamen Gesprächen übereingekommen seien, "weitere Kooperationsmöglichkeiten zu prüfen".

Die getroffene Vereinbarung stärke damit die Zukunftsfähigkeit aller beteiligten Unternehmen, betonte der Vorsitzende der Merck-Geschäftsleitung Michael Römer.

"Spekulationsgewinne nie unser Ziel"

"Kurzfristige Spekulationsgewinne waren nie unser Ziel und sind wahrlich kein Handlungsmotiv für ein Unternehmen, das in Generationen denkt", fügte er hinzu.

Die schnelle Einigung kam überraschend. Noch wenige Stunden zuvor hatte es nach einer Fortsetzung des erbitterten Schlagabtauschs zwischen Bayer und Merck ausgesehen.

Erst am Dienstagabend verklagte der Leverkusener Konzern Konkurrent Merck in New York wegen Verstoßes gegen die Finanzmarktregeln im Zusammenhang mit den Aktienkäufen auf Schadenersatz.

Bayer beschuldigte Merck, heimlich selbst ein eigenes Übernahmeangebot für Schering betrieben und damit gegen US-Vorschriften verstoßen zu haben.

"Künstlich niedrige Preise"

Die Geheimniskrämerei von Merck habe dazu geführt, dass das Unternehmen bedeutende Anteile von Schering-Aktien zu künstlich niedrigen Preisen habe kaufen können und damit den Aktionäre des Berliner Unternehmens genauso geschadet habe wie Bayer.

In den vergangenen Tagen hatten sich Bayer und Merck einen in Deutschland beispiellosen Schlagabtausch um Schering geliefert. Mit Milliardeneinsatz hatte Merck dabei Schering-Aktien aufgekauft und gedroht, die geplante Übernahme des Berliner Konzerns durch Bayer zu platzen zu lassen.

Bayer selbst hatte ebenfalls begonnen, Schering-Aktien aufzukaufen und dabei auch den Kaufpreis angehoben.

Unter Zeitdruck

Zuletzt standen beide Seiten unter Zeitdruck. Denn das Übernahmeangebot von Bayer lief am (heutigen) Mittwoch um 24.OO Uhr ab. Bis dahin musste sich der Leverkusener Konzern 75 Prozent der Anteile an Schering sichern.

Andernfalls wäre das Übernahmeangebot gescheitert und ein neue langwierige und teuere Offerte notwendig geworden.

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