Übernahme im Luftverkehr:Air Berlin greift Lufthansa an

Lesezeit: 2 min

Die Lufthansa kann die geplante Übernahme Condors durch den Billigflieger Air Berlin noch verhindern: Das Unternehmen besitzt ein Vorkaufsrecht an den Condor-Aktien.

Eva-Maria Simon

Air Berlin will die Ferienfluggesellschaft Condor durch einen Aktientausch übernehmen. Dadurch verringert sie ihren Abstand zum deutschen Marktführer Lufthansa. Auf den Langstrecken im Charterverkehr zu touristischen Zielen gäbe es dann keine Konkurrenz mehr. Das Geschäft soll ein Volumen von bis zu 500 Millionen Euro haben. Die Aktien von Air Berlin stiegen zunächst deutlich, verloren dann aber wieder. Das Bundeskartellamt sieht das Geschäft kritisch.

Die Übernahme vom jetzigen Besitzer, dem deutsch-britischen Reisekonzern Thomas Cook, sei "ein wichtiger Schritt der Zukunftssicherung für beide Unternehmen", sagte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold am Donnerstag. Die beiden Unternehmen rechnen mit Einsparungen in Höhe von jährlich 70 Millionen Euro.

Air Berlin, die Anfang des Jahres bereits die Fluglinie LTU übernommen hatte, will mit Hilfe von Condor das Fernstreckennetz ausbauen. Beobachter erwarten, dass sich der Flugkonzern mit dem Billig-Image dabei stärker auf die lukrativeren Business-Class-Flüge vor allem nach Asien konzentrieren wird. Das wäre ein Angriff auf Lufthansa, die auf der Langstrecke dominiert.

"Sorgfältige, aber zügige Entscheidung" von Lufthansa

Doch noch könnte Lufthansa das Geschäft verhindern. Denn sie hat ein Vorkaufsrecht: Ihr gehören 24,9 Prozent der Condor-Anteile. Die restlichen 75,1 Prozent liegen bei Thomas Cook und sollen im Februar 2009 an Air Berlin übergehen. Wenn die Lufthansa nicht interveniert, sollen ihre Anteile ein Jahr später den Besitzer wechseln.

Bislang hat die Lufthansa zwar kein Interesse daran gezeigt, Condor zu behalten. Sie könnte aber trotzdem verhindern wollen, dass ihr wichtigster Konkurrent weiter gestärkt wird. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber hat bereits eine "sorgfältige, aber zügige Entscheidung" angekündigt.

Thomas Cook, Tochter des Handelskonzerns Arcandor (vorher Karstadt-Quelle) versuchte, Druck auszuüben. Finanzchef Ludger Heuberg bezweifelte öffentlich, dass das Vorkaufsrecht gilt. Schließlich handle es sich ja um einen Aktientausch und nicht um einen Verkauf. Eine juristische Auseinandersetzung wolle der Konzern vermeiden, so Heuberg. Arcandor-Chef Thomas Middelhoff drohte, Thomas Cook werde seine Flüge auf Air Berlin übertragen, sollte Lufthansa dem Geschäft nicht zustimmen.

Der Reisekonzern verfolgt mit dem Geschäft seine Strategie weiter, möglichst wenig eigenes Kapital zu halten. Außerdem wolle man die Wettbewerbsfähigkeit von Condor sichern, so das Unternehmen. Für Condor solle Thomas Cook Aktien und Bargeld im Wert von bis zu 500 Millionen Euro erhalten. Wichtigstes Ergebnis wird für das Unternehmen ein Anteil von 29,99 Prozent an Air Berlin im Austausch für seine Aktien sein. Durch die krumme Zahl wird ein Pflichtangebot an die Aktionäre verhindert, die restlichen Anteile zu übernehmen. Ein solches Angebot müsste gemäß Aktienrecht ab 30 Prozent abgegeben werden.

Kritik aus dem dem Kartellamt

Nach der Ankündigung wachsen die Befürchtungen, dass sich Air Berlin mit dem Kauf übernehmen könnte. Seit der Übernahme von LTU ist das Unternehmen bereits auf Platz vier in Europa. "Bei der Integration dieser Fluggesellschaften kommen noch einige belastende Aufgaben auf das Management zu", sagte Michael Benedikt, Analyst bei der Commerzbank.

Außerdem wird sich Air-Berlin-Chef Hunold mit den traditionell starken Gewerkschaften bei LTU, DBA und jetzt auch bei Condor herumschlagen müssen. Er hatte sich bis vor kurzem geweigert, bei Air Berlin überhaupt die Pilotengewerkschaft Cockpit anzuerkennen. Zudem haben die Piloten von Condor ein vertraglich gesichertes Recht, zur Lufthansa zurückzukehren. Schon jetzt zeichnet sich ein Mangel ab. Auch die jüngsten Konzernergebnisse zeigen, dass Hunolds Weg nicht so einfach ist: Im ersten Halbjahr 2007 hatte das Unternehmen seinen Verlust auf 29,3 Millionen Euro deutlich ausgeweitet.

Quer stellen könnte sich das Bundeskartellamt. Eine Sprecherin sagte, man sehe es "sehr kritisch", wenn der Konkurrent Condor übernommen werde. Dem neuen Machtblock würde im Wesentlichen nur TUI-Fly gegenüberstehen. Mit einer Entscheidung sei in frühestens vier Monaten zu rechnen.

© SZ vom 21.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: