Trotz Sparkurs:SchmidtBank bleibt ein tiefes Millionenloch

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20 Monate nach der Übernahme der schwer angeschlagenen Hofer SchmidtBank durch ein Bankenkonsortium hat Vorstandschef Paul Wieandt eine ernüchternde Bilanz seiner bisherigen Sanierungsbemühungen gezogen.

Statt der erwarteten 30 Millionen Euro ist im Geschäftsjahr 2003 ein Minus von 200 Millionen Euro aufgelaufen, das nur durch weitere Sanierungsbeiträge der Großaktionäre gedeckt werden konnte.

Noch weit von der Profitabilität entfernt: SchmidtBank-Chef Paul Wieandt. (Foto: dpa)

Von der für Frühjahr 2005 geplanten Rückkehr der in eine Aktiengesellschaft umgewandelten ehemaligen Privatbank zu einem leicht positiven Ergebnis ist die neue Führung noch weit entfernt.

Trotz des im Sommer 2002 erfolgten Kapitalschnitts sind die gut 75 Millionen neuen Aktien praktisch wertlos. Eine Milliarde Euro hatten die alten und neuen Besitzer bereits im Krisenjahr 2001 zuschießen müssen.

Massive Zuschüsse

Im ersten Jahr des grundlegenden Umbaus der 1828 gegründeten Bank sind weitere 200 Millionen Euro dazu gekommen. Nur damit und mit dem Buchgewinn aus dem Consors-Verkauf konnte der Vorjahresverlust von 370,7 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2002 mit plusminus Null ausgewiesen werden.

Die im Businessplan bis zum Jahr 2005 prognostizierte Verlustsumme von 70 Millionen Euro wurde schon im ersten Sanierungsjahr um fast das Dreifache überschritten.

Auch für die erste Hälfte des laufenden Jahres hatten Wieandt und seine Vorstandskollegen auf der Hauptversammlung am Montag keine guten Nachrichten.

Negativer Trend

Im ersten Quartal 2003 fiel der Verlust mit 8 Millionen Euro doppelt so hoch aus wie geplant. "Proberechnungen zeigen, dass sich der Trend des ersten Quartals auch im zweiten Quartal fortgesetzt hat, das Ergebnisziel also deutlich verfehlt wird", räumte Wieandt ein.

Zwar reduzierten sich die Verbindlichkeiten gegenüber Banken binnen Jahresfrist um 1154 auf 662 Millionen Euro. "Dies war aber nur durch den massiven Liquiditätszufluss, wie etwa dem Barzuschuss des Einlagensicherungsfonds in Höhe von 344 Millionen Euro, die Kapitalerhöhung um 249 Millionen Euro sowie die Verkaufserlöse aus der Veräußerung von Tochtergesellschaften möglich", erklärte der Sanierer.

Obwohl die Zahl der Filialen nahezu halbiert, die Personalkosten durch den Abbau von 500 Stellen um rund zehn Prozent auf 96,6 Millionen Euro und die Verwaltungskosten um 14,3 Prozent auf 70,8 Millionen Euro gesenkt wurden, sind weitere massive Einschnitte nötig.

Fatale Schere

Die Bank müsse sich so schnell wie möglich aus der Schere zwischen sinkenden oder stagnierenden Erträgen und gleich bleibenden beziehungsweise nicht schnell genug sinkenden Kosten befreien.

Die dritte Führungsebene der Bankzentrale in Hof solle daher "auf das absolut notwendige Maß reduziert werden", hieß es. Die Führungsstruktur im Vertrieb werde zudem gestrafft.

Außerdem sollen "Filialen regional zu Großfilialen" zusammengeschlossen werden, was durch ein neues Stellen- und Personalkonzept erreicht werden soll. Mit dem Betriebsrat werde über einen Interessenausgleich verhandelt, kündigte die Bank an.

Entlastung erneut vertagt

Die Entlastung des ehemals persönlich haftenden Gesellschafters Karl Gerhard Schmidt und der früheren Aufsichtsräte hat die Hauptversammlung am Montag erneut vertagt.

Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Bilstein will erst den Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Schmidt und die Schadensersatzansprüche gegen den Ex-Bankchef und zwei weitere Komplementäre abwarten.

Zur Ursache für die schwere Schieflage sagte Wieandt nur: "Die Ausgangslage war geprägt durch hohe Sachkosten und ineffiziente, stark dezentrale Prozesse."

Zu den nötigen Wertberichtigungen von fast 700 Millionen Euro erklärte er: "Die Hauptursache dafür lag in massiven Defiziten bei der Organisation des Kreditgeschäfts."

(sueddeutsche.de/dpa)

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