Trotz des vor fünf Wochen vereinbarten Ausbildungspakts zwischen Bundesregierung und Wirtschaft dauert die Krise am Lehrstellenmarkt an. Das Bundesinstitut für Berufsbildung schätzt, dass auch in diesem Herbst 30.000 bis 35.000 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz bleiben werden. "Ich glaube nicht, dass der Ausbildungspakt wirklich etwas bringt", sagte Generalsekretär Helmut Pütz der Berliner Zeitung.
Nach Einschätzung des Instituts wird die Zahl der Jugendlichen, die nicht in eine Ausbildung vermittelt werden können, in diesem Jahr genauso hoch oder noch höher sein als 2003.
Wirtschaftsverbände müssen ihr Versprechen brechen
Die Lehrstellenlücke erkläre sich aus der schwachen Konjunktur, sagte Pütz. Unternehmen, die Personal abbauten, böten auch weniger Lehrstellen an. "Die Betriebe rationalisieren weiter, und das ist betriebswirtschaftlich auch richtig", sagte der Institutschef. "Das heißt aber, dass die Wirtschaftsverbände im Ausbildungspakt Zusagen gegeben haben, die in den Betrieben nicht eingehalten werden können." Die Arbeitgeber hatten sich Mitte Juni verpflichtet, in den kommenden drei Jahren jeweils 30.000 neue Lehrstellen zu schaffen.
Als Gegenleistung will die Bundesregierung den Gesetzentwurf für eine Ausbildungsabgabe vorerst bis Herbst 2005 auf Eis legen lassen.
Pütz sprach sich dagegen aus, angesichts der Lehrstellenmisere die rot-grüne Ausbildungsplatzabgabe vorzeitig in Kraft zu setzen. Eine zentral verwaltete Umlage sei nicht die Lösung. Das Bundesinstitut für Berufsbildung plädiere aber für ein regionales Umlageverfahren, das von den Kammern verwaltet werden könne. Nur so lasse sich ohne großen Verwaltungsaufwand die Gerechtigkeitslücke zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden Betrieben schließen, sagte Pütz.