Treuhänder:Ein neuer Job für Ernst Welteke

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Der frühere Chef der Bundesbank ist inzwischen Treuhänder für ein Vermögen, das die Eigentümer der Gewerkschaftsbank Allgemeine Hypothekenbank Rheinboden wegen deren schwierigen Lage bereit gestellt haben.

Von Helga Einecke

Hin und wieder sieht man Ernst Welteke, den ehemaligen Bundesbankpräsidenten, auf Veranstaltungen am Finanzplatz Frankfurt, etwa bei der Deutschen Börse, oder beim Deutschen Aktieninstitut. Aber er hält sich im Hintergrund und hat für Fragen von Journalisten nicht mehr ein so offenes Ohr wie früher.

Vom Präsidenten der Deutschen Bundesbank zum Treuhänder: Ernst Welteke. (Foto: Foto: ddp)

Zum Beispiel sagt er nichts Konkretes über neue berufliche Aufgaben, die er knapp ein Jahr nach seinem Rücktritt übernommen hat. Deshalb wurde auch erst jetzt bekannt, dass Welteke seit einigen Monaten als Treuhänder für ein Vermögen eingesetzt ist, das die Eigentümer der Allgemeinen Hypothekenbank Rheinboden (AHBR) wegen der schwierigen Lage des Instituts bereit gestellt haben.

Offiziell bestätigen will den neuen Job für Welteke im übrigen niemand; auch über seine Vergütung ist nichts bekannt.

"Abschirmungsmaßnahme"

Eigentümer der AHBR sind die Gewerkschaftsholding BGAG, die Bausparkasse BHW und der Versicherer DBV-Winterthur. Das Trio bezeichnet das bereitgestellte Treuhandvermögen in Höhe von 600 Millionen Euro als eine "Abschirmungsmaßnahme" und bestreiten im übrigen, das Geld erst auf Druck der Finanzaufsicht eingezahlt zu haben.

Eine Fehlspekulation auf die Zinsentwicklung hatte die AHBR im Jahr 2001 in Schwierigkeiten gebracht. Die Großaktionäre mussten insgesamt 1,2 Milliarden Euro zuschießen, für 2004 hat die Bank nur durch einen erneuten Griff in die Reserve einen Verlust vermieden. Die Zahl der Mitarbeiter sank von ursprünglich 560 auf 350.

"Attraktiv genug"

Nun soll die Bank verkauft werden. Nach Angaben des BHW ist der Prozess bereits eingeleitet, und zwar durch die Investmentbank Goldman Sachs. AHBR-Chef Dirk Hoffmann betrachtet nach Jahren der Sanierung sein Haus als attraktiv genug für einen Käufer.

Anzunehmen ist, dass Welteke den Job als Treuhänder übernommen hat, weil er Gewerkschaftsmitglied und mit der Bankenszene vertraut ist.

Dabei handelt es sich um ein gesetzlich nicht geregeltes Rechtsverhältnis zwischen Treugeber und Treuhänder. Der Treuhänder darf das übertragene Recht zwar im eigenen Namen ausüben, es aber nur zum Vorteil des Treugebers gebrauchen.

Wie aus Gewerkschaftskreisen zu hören ist, ähnelt das Mandat jenem eines Aufsichtsrates, auch vom zeitlichen Aufwand her.

Welteke war am 16. April 2004 als Bundesbankpräsident zurückgetreten. Zuvor war bekannt geworden, dass die Dresdner Bank ihm und seiner Familie zu Silvester 2001 einen Aufenthalt im Berliner Hotel Adlon finanziert hatte.

Zum Rücktritt gedrängt

Daraufhin drängte ihn die Bundesregierung so unmissverständlich zum Rücktritt, so dass er sein Amt zunächst ruhen ließ und es schließlich aufgab.

Bis zuletzt zeigte er sich in der Sache selbst nicht einsichtig. Die Staatsanwaltschaft ermittelte im Zuge der Affäre gegen Welteke wegen des Verdachts der Vorteilsannahme im Amt. Dabei ging es um eine saubere Trennung der Ausgaben für dienstliche und private Zwecke.

Zu den Aufgaben der Bundesbank gehört die Aufsicht über die Banken, also auch über die Dresdner Bank.

Nicht vorbestraft

Damit das Verfahren gegen ihn eingestellt wurde, zahlte Welteke eine Geldauflage von 25.000 Euro und ist damit nicht vorbestraft. Die Hotelrechnung selbst - sie machte 7.600 Euro aus - wurde nachträglich zum Teil von Welteke und zum Teil von der Bundesbank beglichen.

© SZ vom 01.04.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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