Transatlantische Finanzgeschäfte:Ausläufer der US-Immobilienkrise ergreifen IKB

Lesezeit: 1 min

Bis jetzt sorgte die Krise auf dem US-Immobilienmarkt hierzulande nur an den Börsen für Nervosität. Doch nun ist erstmals auch ein deutsches Kreditinstitut von den Kalamitäten in Übersee betroffen.

Beim Mittelstandsfinanzierer IKB Deutsche Industriebank nahm Vorstandschef Stefan Ortseifen nach einer Gewinnwarnung wegen der US-Immobilienmarktkrise seinen Hut.

Das operative Ergebnis werde im Geschäftsjahr 2007/2008 "deutlich niedriger" als die bisher erwarteten 280 (Vorjahr: 263) Millionen Euro ausfallen, teilte das im MDax notierte Institut am Montag in Düsseldorf mit.

Die staatliche Förderbank KfW, mit 38 Prozent größter IKB-Anteilseigner, werde der Bank aber unter die Arme greifen und sie vor Risiken abschirmen.

An der Börse löste die Nachricht einen Kursrutsch aus. Unmittelbar nach Börsenstart brach die IKB-Aktie um bis zu 18,6 Prozent auf 17,49 Euro ein, konnte sich in der Folge jedoch wieder leicht erholen.

Erst vor zehn Tagen Zahlen vorgelegt

"Die IKB hat erst vor zehn Tagen Zahlen im Rahmen der Erwartungen vorgelegt und Sorgen über eine Auswirkung der US-Immobilienkrise zerstreut", sagte ein Experte am Morgen. Daher wirke nun eine Gewinnwarnung sehr befremdlich und sei eine sehr schlechte Nachricht.

Vor zehn Tagen hatte die IKB ihre Gewinnprognose noch bestätigt. Von den damals von den Ratingagenturen Moody's und Standard & Poors (S&P) als gefährdet eingestuften US-Immobilienkrediten sei die IKB nur mit einem einstelligen Millionen-Betrag betroffen, hatte es damals geheißen.

Die "heftigen Reaktionen der letzten Woche" hätte sich nun aber auch auf die IKB ausgewirkt, hieß es jetzt.

Neuer Chef bereits bestellt

Stefan Ortseifen sei im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat aus seinem Amt als Mitglied und Sprecher des Vorstands ausgeschieden, teilte die IKB mit. Zu seinem Nachfolger wurde Günther Bräunig bestellt. Auch Dieter Glüder, Direktor der KfW, wird in den Vorstand einziehen.

Wegen der Krise am US-Immobilienmarkt und der damit einhergehenden Verunsicherung sei die Bonität der IKB gefährdet gewesen. Grund sei vor allem das von der IKB gemanagte "Rhineland Funding", das auch in besonders risikoreiche US-Immobilienkredite für Privatkunden mit geringer Bonität investiert habe. In geringerem Maße sie die IKB auch selbst in diesem so genannten Subprime-Markt aktiv gewesen.

KfW tritt ein

Die KfW werde mit Wirkung zum 30. Juli in die Liquiditätslinien gegenüber von der Krise betroffene Geschäftsbereiche der IKB eintreten. Darüber hinaus werde die KfW die IKB gegen Risiken abschirmen, die aus bestimmten Portfolioinvestments resultierten.

Diese Maßnahmen würden gewährleisten, dass die IKB "ein bonitätsstarkes Bankinstitut, insbesondere für den deutschen Mittelstand, bleibt", hieß es.

© AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: