Tipps :Antworten für Anleger

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Wie schlagen sich ETF in der Krise? Experten raten Anlegern, sich nicht irritieren zu lassen - Sparpläne sollten weiterlaufen.

Von Victor Gojdka, Frankfurt

Manche Geldverwalter bezeichnen sie als dumme Fonds, für Verbraucherschützer sind sie das achte Weltwunder. Gerade erst haben ETF am Frankfurter Parkett ihr zwanzigjähriges Jubiläum gefeiert. Das Prinzip der Papiere ist charmant einfach: Sie folgen dem Lauf eines Index eins zu eins. Steigt der Leitindex Dax, gewinnt auch das Papier. Aber wie schlagen sie sich in der Corona-Krise?

Können Fondsmanager nicht besser mit Börsenturbulenzen umgehen als ETF?

Es klingt zunächst plausibel, dass Fondsmanager aus Fleisch und Blut in der Krise bessere Ergebnisse bringen können. Doch auch wenn manchen dieses Zauberstück kurzfristig gelingen mag, von Dauer ist der Erfolg selten. Auswertungen des Fondsdatenanbieters Morningstar zeigen: Über 15 Jahre hinweg gelingt es im Schnitt nur etwas mehr als jedem zehnten Fondsmanager, mit seinem Aktienfonds am Markt zu bleiben und über diese lange Strecke vergleichbare ETF zu schlagen. "Gerade teure, aktive Fonds haben wegen der hohen Gebühren eine eingebaute Renditebremse", sagt Fondsexperte Ali Masarwah von Morningstar. Viele Indexfonds kosten inzwischen kaum noch laufende Gebühren.

Sollte ich jetzt Geld in ETF schieben?

Mitten in der Coronakrise "all in" zu gehen und viel Geld auf einmal zu investieren, ist nicht ratsam, raten Marktbeobachter. Denn die Kurse könnten durchaus noch einmal ins Rutschen geraten. Anleger sollten stattdessen lieber scheibchenweise zu mehreren Zeitpunkten investieren. "Diejenigen, für die das Glas eher halb voll als halb leer ist, können graduell ihren Investitionsgrad in Aktien erhöhen", sagt Markus Merkel von der Vermögensverwaltung Steinbeis und Häcker. Alternativ können Anleger mit einem ETF-Sparplan stringent jeden Monat Geld in ETF schieben.

Wie haben ETF den Corona-Crash überstanden?

Wer mit den guten Vorsätzen zum Jahresbeginn auf einen Schlag Geld in den beliebten Weltaktienindex MSCI-ACWI investiert hat, der hätte bis Ende April einen Verlust von zwölf Prozent gemacht. "Der Worst Case für ETF-Neuanleger", sagt Markus Thomas vom Vermögensverwalter Xenix. Wer jedoch scheibchenweise jeden Monat angelegt hätte, der hätte in der Rechnung des Experten bis Ende April nur 4,5 Prozent verloren. Anleger sollten an turbulenten Tagen nicht in Panik verfallen: "An solchen Tagen um Gottes Willen nicht mit ETF handeln", sagt Experte Masarwah. Januardaten zeigen: Wer 15 Jahre lang in den Weltindex MSCI World investierte, hat in der Vergangenheit nie Verlust gemacht.

Manche Anbieter verkaufen "clevere ETF". Bringt das was?

Inzwischen gibt es spezialisierte ETF für vermeintliche Qualitätsaktien oder solche mit geringer Schwankung. "Außerhalb der Standardprodukte sollten normale Privatanleger aber vorsichtig sein", sagt Detlef Glow vom Datenanbieter Refinitiv. Die Standard-ETF reichen für Privatanleger absolut - und sind oft gar günstiger als die Nischenprodukte.

© SZ vom 08.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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