Teure Lebensmittel:Preissteigerung: 70 Prozent

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Die Preise für Nahrungsmittel explodieren, vor allem die Menschen in den Entwicklungsländern leiden: In Vietnam kosten Grundnahrungsmittel im Mai rund 70 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die hohen Lebensmittelpreise erschweren den ärmeren Teilen der Weltbevölkerung zunehmend das Leben. Jüngste Meldungen kommen aus Vietnam und Mexiko. So lagen in Vietnam die Preise für Grundnahrungsmittel im Mai rund 70 Prozent über denen des Vorjahres, teilte das Statistikamt des Landes mit. In Mexiko haben sich die Preise für die elematare Ernährungsgrundlage Tortilla innerhalb eines Jahres verdoppelt.

Zwingen die Ärmsten in die Knie: Die steigenden Lebensmittelpreise bedrohen das Leben in vielen Entwicklungsländern. (Foto: Foto: AP)

In Mexiko sind jetzt erste Gegenmaßnahmen beschlossen worden. Staatliche Zuschüsse sollen die verheerenden Auswirkungen der Preisexplosion für die ärmsten Teile der Bevölkerung abfedern. Dafür erhalten rund 26 Millionen besonders betroffene Mexikaner ab sofort pro Monat 120 Pesos (7,30 Euro) in bar. Die Kosten für das Subventionsprogramm betragen nach Angaben der Regierung rund 433 Millionen Dollar (275 Millionen Euro).

Wachsende Nachfrage

Die umfangreiche Unterstüzung wird durch einen anderen Aspekt der weltweiten Rohstoffhausse ermöglicht: Durch den explodierenden Ölpreis sind die Einnahmen der mexikanischen Regierung aus der Ölförderung sprunghaft angestiegen.

Für den anhaltenden Preisdruck auf den weltweiten Lebensmittelmärkten werden verschiedene Aspekte verantwortlich gemacht. In Ostasien wird zur Erklärung der Krise vor allem die wachsende Nachfrage der bevölkerungsreichen Schwellenländer Indien und China ins Feld geführt. In Süd- und Mittelamerika wird hingegen vornehmlich die Produktion von Biosprit aus Agrarrohstoffen für den Preisanstieg verantwortlich gemacht. Weltweit trieben außerdem die hohen Ölpreise die Produktionskosten in der Landwirtschaft in die Höhe und verteuern dadurch die Lebensmittel.

Der Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen, Srgjan Kerim, hat eindringlich vor den globalen Auswirkungen der drastisch gestiegenen Lebensmittelpreise gewarnt. "Ich bin zutiefst besorgt. Auf uns rollt ein sehr ernstes Problem zu", sagte Kerim der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Bei Reis, Getreide und Mais seien die Preise zuletzt dramatisch gestiegen. "Das Leben von einer Milliarde armer Menschen weltweit wird durch die höheren Lebensmittelpreise betroffen", sagte Kerim.

"Es geht ums Überleben"

Betroffen seien neben Afrika, Asien und Lateinamerika auch arme Bevölkerungsteile in Schwellen- und Industrieländern. "Bei 130 Millionen Menschen in Entwicklungsländern sind die Probleme existenziell. Hier geht es ums nackte Überleben", erklärte der Präsident der UN-Generalversammlung.

Kerim appellierte an die Verantwortung der Industrieländer im Zusammenhang mit der Lebensmittelkrise. "Besonders die EU und die USA - sollten den Entwicklungsländern mehr Möglichkeiten eröffnen, die Weltmärkte zu erschließen." Mittel- bis langfristig müsse es außerdem darum gehen, die Märkte zu stabilisieren und die weltweite Nahrungsmittelproduktion anzukurbeln.

Die zuletzt rasant gestiegenen Lebensmittelpreise stehen im Fokus eines Gipfels der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) Anfang Juni in Rom. Dabei sollen auch die Auswirkungen des Klimawandels und der Nutzung von Biokraftstoffen auf die Lebensmittelversorgung diskutiert werden. Die ärmsten Staaten müssen mittlerweile doppelt so viel für den Import von Nahrungsmitteln ausgeben wie noch vor zwei Jahren.

© sueddeutsche.de/AP/Reuters/jkf/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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