Telekommunikation:Telefonieren für null Cent pro Minute

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Es ist nicht das Ende des guten alten Telefonapparats, aber ein Schritt in diese Richtung: Ab Donnerstag können 200.000 Deutsche kostenlos miteinander telefonieren — übers Internet.

Die führenden Anbieter von Internet-Telefonie in Deutschland schalten ihre Netze für Gratis-Telefonate ihrer Kunden zusammen.

Sind die Tage des guten alten Telefonapparats gezählt? (Foto: Foto: dpa)

Die insgesamt etwa 200.000 Teilnehmer können ab Donnerstag kostenlos miteinander telefonieren, kündigten Freenet, Web.de und Sipgate am Dienstag in Düsseldorf an.

Zusammen mit internationalen Kooperationen könnten etwa Sipgate-Kunden sogar inzwischen mit einer Million Teilnehmer weltweit kostenlos telefonieren.

Zugleich richteten die Unternehmen einen gemeinsamen Forderungskatalog an die Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post. Hauptanliegen ist ein Verbot der "Zwangsbündelung" des herkömmlichen Telefonanschlusses mit dem schnellen Internetzugang DSL.

Telekom-Monopol bremst Breitband-Entwicklung

Nur so werde die Internet-Telefonie in Deutschland wie in Norwegen einen Durchbruch erzielen können. "Durch das Quasi-Monopol der Deutschen Telekom ist Deutschland im Breitband-Markt fast europäisches Schlusslicht", kritisierte Freenet-Vorstand Ole Wegner.

Es sei dabei durchaus akzeptabel, wenn die Telekom bei einer Entkopplung einen Infrastruktur-Aufschlag für einen DSL-Anschluss zwischen fünf und sieben Euro pro Monat verlange.

Liberalisierung wie auf dem Telefonmarkt erwartet

Mit dem Durchbruch der Internet-Telefonie könnten die deutschen Haushalte monatlich zehn Euro ihres Kommunikations-Budgets sparen und für zusätzliche Dienste verwenden. Die Grundgebühr für Telefonkunden der Telekom liege inzwischen über den durchschnittlichen Kosten der Telefonate.

Sipgate-Geschäftsführer Tim Mois kritisierte, dass die vom Regulierer für die Internet-Telefonie geschaffene Rufnummerngasse mit der Vorwahl 032 nach derzeitigen Stand nicht genutzt werden könne, da die Telekom nichts zur Durchleitung der Gespräche unternehme. Auch die Kosten seien ungeklärt.

"Wir erwarten eine ähnliche Entwicklung wie bei der Liberalisierung des Telefonmarktes", sagte Wegner. Es gehe um ein derzeitiges Marktvolumen im deutschen Festnetz von 20 Milliarden Euro, so Web.de-Vorstand Matthias Hornberger. Ziel der Internet-Telefonanbieter ist es, den klassischen Festnetz-Anschluss vollständig zu ersetzen.

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